[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]
Verschwiegene Pentagon-Behörde gründet neues Hauptquartier
Andreas von Rétyi
Sie ist klein, sie ist verschwiegen und sie ist hoch produktiv, wenn es um riskante Militärtechnologie geht: die US-Behörde DARPA, die immer schon kräftig an der vordersten Front des Machbaren mitmischte. Jetzt bezieht die geheime Denkfabrik ein neues, größeres Zuhause.
Gerade mal so hatte es dann doch noch geklappt. Die DARPA verlegte zwar ihren Hauptsitz, blieb aber im US-Bundesstaat Virginia. Eigentlich wollten die Superhirne des Pentagon ins benachbarte Maryland ziehen. Da aber Geld immer ein gutes Argument ist, legten sie den Grundstein für ihr neues Zuhause dann lediglich ein paar Häuserecken vom alten Heim entfernt. Denn Virginias Politiker besannen sich des enormen Potenzials der Behörde und garantierten ihr einen Bonus von zehn Millionen Dollar, wenn sie nur im Lande bliebe. Eigentlich nur ein Trinkgeld, aber besser als nichts. Trotz einer nationalen Umstrukturierung und Neuverteilung diverser Basen sowie Behörden entschloss sich die mit einem nominellen Jahresbudget von immerhin drei Milliarden US-Dollar ausgestattete DARPA also für Northern Virginia.
Manche Projekte dieser Behörde gleichen den irrwitzigen Ideen durchgeknallter Forscher, wie sie utopische B-Filme bevölkern. Von der Bombenschnüffel-Biene zum Exoskelett künftiger Supersoldaten ist im Prinzip alles dabei. Bekanntlich ist auch das Internet eine bereits uralte Erfindung der im vollen Namen als Defense Advanced Research Projects Agency bezeichneten Einrichtung, also in etwa »Behörde für fortschrittliche Projekte der Verteidigungsforschung«. Nicht zuletzt die Computer-Maus gilt als geistiges Kind der großteils geheimen Pentagon-Denkfabrik. Doch nicht alle Erfindungen scheinen so harmlos wie die kleine Maus. Und selbst die hat ja bekanntlich unsere Welt tüchtig revolutioniert.
Hochriskante Projekte oder auch ausgemachte Schnüffelaktionen zählten immer schon zum Repertoire der DARPA, die 1958 gegründet wurde, als die Sowjetunion den USA technologisch davonzulaufen schien. So war die Behörde eine direkte Folge des Sputnik-Schocks. Umstritten waren natürlich auch die durch DARPA unterstützten Anstrengungen, Abermillionen öffentliche und private Dokumente zu durchforsten, um Spuren möglicher terroristischer Aktivitäten ausfindig zu machen.
Trotz ihres hohen Grades an Geheimhaltung und ihres personell winzigen Volumens von lediglich 250, allerdings wahrhaft hochkarätigen Mitarbeitern, zeigte sich die Behörde also stets enorm produktiv und geriet auch immer wieder in die Schlagzeilen. Letzteres verständlicherweise ganz zum Leidwesen der Führungsetagen. Auch der Umzug sorgte für Aufmerksamkeit. Diesmal riskierte die DARPA allerdings einen mutigen Schritt nach vorne und zelebrierte die Grundsteinlegung des neuen Hauptquartiers öffentlich, wobei auch prominente Politiker anwesend waren, unter anderem der Ex-Gouverneur von Virginia Tim Michael Kaine, um mit dem Schäufelchen in der Hand zuversichtlich und wählerfreundlich in die Kameras zu grinsen. Kaine wurde übrigens im selben Jahr wie die DARPA geboren, das verbindet. Doch so richtig wohl bei dem ganzen Tamtam fühlte sich die Behörde nicht. Das war auch der neuen Chefin anzusehen. Regina Dugan hielt sich kurz, als sie vor die Mikrophone trat. Und nach einer knapp gehaltenen Ansprache lehnte sie die Beantwortung von Fragen durch die anwesenden Journalisten ab. Anderes zu erwarten, wäre wohl auch leicht naiv gewesen. Schließlich gibt es gute Gründe, mit Offenheit vorsichtig umzugehen. Das erklärte auch die Hauptverantwortliche der Geheim-Behörde: »Solange Informationen nicht die nationale Sicherheit gefährden, unterstützt die DARPA das Verlangen der Öffentlichkeit, Zugang zu Informationen zu erhalten.« Transparenz reinsten Wassers also! Was das in der Praxis bedeutet, weiß jeder. Das wird sich logischerweise auch in Zukunft kaum ändern. Und mit dem Tapetenwechsel der Pentagon-Forscher wird auch neues Potenzial geschaffen, denn das taufrische Hauptquartier ermöglicht Virgina nun, rund 800 Arbeitsplätze auf dem Sektor zu erhalten.
DARPA, das emsige Pentagon-Bienchen macht mit seiner Philosophie innerhalb der Regierung durchaus Schule. Schließlich gelingt den Leuten dort ein echter Drahtseilakt zwischen enormer Effizienz, kompakter Struktur und minimaler Bürokratie. Nach gleichem Muster entstand 2007 nach dem Willen des US-Energieministeriums die ARPA-E, die sich ähnlich gewagten Forschungen verschrieben hat wie ihre ältere Schwester und sich dabei auf neue Energiekonzepte konzentriert, um beispielsweise mithilfe genmodifizierter Bakterien Biotreibstoffe zu produzieren. Vieles klingt völlig harmlos, doch wenn es das auch wirklich wäre, warum dann die strikte Geheimhaltung? Achja, natürlich, die Terrorgefahr!
Verschwiegene Pentagon-Behörde gründet neues Hauptquartier
Andreas von Rétyi
Sie ist klein, sie ist verschwiegen und sie ist hoch produktiv, wenn es um riskante Militärtechnologie geht: die US-Behörde DARPA, die immer schon kräftig an der vordersten Front des Machbaren mitmischte. Jetzt bezieht die geheime Denkfabrik ein neues, größeres Zuhause.
Gerade mal so hatte es dann doch noch geklappt. Die DARPA verlegte zwar ihren Hauptsitz, blieb aber im US-Bundesstaat Virginia. Eigentlich wollten die Superhirne des Pentagon ins benachbarte Maryland ziehen. Da aber Geld immer ein gutes Argument ist, legten sie den Grundstein für ihr neues Zuhause dann lediglich ein paar Häuserecken vom alten Heim entfernt. Denn Virginias Politiker besannen sich des enormen Potenzials der Behörde und garantierten ihr einen Bonus von zehn Millionen Dollar, wenn sie nur im Lande bliebe. Eigentlich nur ein Trinkgeld, aber besser als nichts. Trotz einer nationalen Umstrukturierung und Neuverteilung diverser Basen sowie Behörden entschloss sich die mit einem nominellen Jahresbudget von immerhin drei Milliarden US-Dollar ausgestattete DARPA also für Northern Virginia.
Manche Projekte dieser Behörde gleichen den irrwitzigen Ideen durchgeknallter Forscher, wie sie utopische B-Filme bevölkern. Von der Bombenschnüffel-Biene zum Exoskelett künftiger Supersoldaten ist im Prinzip alles dabei. Bekanntlich ist auch das Internet eine bereits uralte Erfindung der im vollen Namen als Defense Advanced Research Projects Agency bezeichneten Einrichtung, also in etwa »Behörde für fortschrittliche Projekte der Verteidigungsforschung«. Nicht zuletzt die Computer-Maus gilt als geistiges Kind der großteils geheimen Pentagon-Denkfabrik. Doch nicht alle Erfindungen scheinen so harmlos wie die kleine Maus. Und selbst die hat ja bekanntlich unsere Welt tüchtig revolutioniert.
Hochriskante Projekte oder auch ausgemachte Schnüffelaktionen zählten immer schon zum Repertoire der DARPA, die 1958 gegründet wurde, als die Sowjetunion den USA technologisch davonzulaufen schien. So war die Behörde eine direkte Folge des Sputnik-Schocks. Umstritten waren natürlich auch die durch DARPA unterstützten Anstrengungen, Abermillionen öffentliche und private Dokumente zu durchforsten, um Spuren möglicher terroristischer Aktivitäten ausfindig zu machen.
Trotz ihres hohen Grades an Geheimhaltung und ihres personell winzigen Volumens von lediglich 250, allerdings wahrhaft hochkarätigen Mitarbeitern, zeigte sich die Behörde also stets enorm produktiv und geriet auch immer wieder in die Schlagzeilen. Letzteres verständlicherweise ganz zum Leidwesen der Führungsetagen. Auch der Umzug sorgte für Aufmerksamkeit. Diesmal riskierte die DARPA allerdings einen mutigen Schritt nach vorne und zelebrierte die Grundsteinlegung des neuen Hauptquartiers öffentlich, wobei auch prominente Politiker anwesend waren, unter anderem der Ex-Gouverneur von Virginia Tim Michael Kaine, um mit dem Schäufelchen in der Hand zuversichtlich und wählerfreundlich in die Kameras zu grinsen. Kaine wurde übrigens im selben Jahr wie die DARPA geboren, das verbindet. Doch so richtig wohl bei dem ganzen Tamtam fühlte sich die Behörde nicht. Das war auch der neuen Chefin anzusehen. Regina Dugan hielt sich kurz, als sie vor die Mikrophone trat. Und nach einer knapp gehaltenen Ansprache lehnte sie die Beantwortung von Fragen durch die anwesenden Journalisten ab. Anderes zu erwarten, wäre wohl auch leicht naiv gewesen. Schließlich gibt es gute Gründe, mit Offenheit vorsichtig umzugehen. Das erklärte auch die Hauptverantwortliche der Geheim-Behörde: »Solange Informationen nicht die nationale Sicherheit gefährden, unterstützt die DARPA das Verlangen der Öffentlichkeit, Zugang zu Informationen zu erhalten.« Transparenz reinsten Wassers also! Was das in der Praxis bedeutet, weiß jeder. Das wird sich logischerweise auch in Zukunft kaum ändern. Und mit dem Tapetenwechsel der Pentagon-Forscher wird auch neues Potenzial geschaffen, denn das taufrische Hauptquartier ermöglicht Virgina nun, rund 800 Arbeitsplätze auf dem Sektor zu erhalten.
DARPA, das emsige Pentagon-Bienchen macht mit seiner Philosophie innerhalb der Regierung durchaus Schule. Schließlich gelingt den Leuten dort ein echter Drahtseilakt zwischen enormer Effizienz, kompakter Struktur und minimaler Bürokratie. Nach gleichem Muster entstand 2007 nach dem Willen des US-Energieministeriums die ARPA-E, die sich ähnlich gewagten Forschungen verschrieben hat wie ihre ältere Schwester und sich dabei auf neue Energiekonzepte konzentriert, um beispielsweise mithilfe genmodifizierter Bakterien Biotreibstoffe zu produzieren. Vieles klingt völlig harmlos, doch wenn es das auch wirklich wäre, warum dann die strikte Geheimhaltung? Achja, natürlich, die Terrorgefahr!