Auf den ersten Blick hast Du recht. Jedoch muss man auch hier - wie bei so vielen Dingen - die historische Entwicklung betrachten. Eine Rolle spielen hierbei
Der
Brief des Paulus an die RömerDas
GottesgnadentumDer
InvestiturstreitDer
Gang nach Canossaund schliesslich das
Wormser KonkordatKurz (aber wirklich nur ganz kurz) zusammengefasst verhielt es sich so:
Paulus schrieb, zu einer Zeit, als das römische Reich den Mittelmeerraum beherrschte und Christen verfolgte
Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit ohne von
; wo aber Obrigkeit ist, die ist von
verordnet.
Wer sich nun der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt Gottes Ordnung; die aber widerstreben, werden über sich ein Urteil empfangen.
Denn die Gewaltigen sind nicht den guten Werken, sondern den bösen zu fürchten. Willst du dich aber nicht fürchten vor der Obrigkeit, so tue Gutes, so wirst du Lob von ihr haben.
Denn sie ist Gottes Dienerin dir zu gut. Tust du aber Böses, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst; sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Strafe über den, der Böses tut.
Ins Moderne übersetzt sollte das so viel heissen wie: "Wir Christen erkennen Eure Herrschaft an. Ja, wir gehen sogar soweit, dass wir sagen, sie ist von unserem
gewollt. Solange wir Euch nichts Böses tun, lasst bitte Eure Schwerter stecken und verschont uns".
Defacto war dies jedoch ein Freibrief, denn es besagt: "Wenn ich die Macht habe, dann hat
das so gewollt, also kann ich tun und lassen, was mir gefällt". Ab dem Zeitalter der Karolinger (Karl der Große) trugen dann die weltlichen Herrscher den Zusatz "Dei Gratia" (durch die Gnade Gottes oder von Gottes Gnaden). Der Zusatz DG steht auch heute noch auf britischen Münzen neben dem Namen der Queen. Sie ist allerdings nicht die eizige Monarchin, die den zusatz noch immer trägt.
Damals (zur Zeit der Entstehung des deutsch-römischen Kaisertums) gab es jedoch noch keine klare Trennung von Kirche und Staat. Der Kaiser hat die Kirchenämter vergeben (meist an adlige) bis hin zum Papst. Im elften Jahrhundert begehrte der Papst auf, und wollte die Kirchenämter selbst vergeben. Um sich nun aber über den Willen des Kaisers, der ja
Kaiser von Gottes Gnaden war, hinwegsetzen zu können, leitete er aus den Worten, die
zu Petrus sprach
Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.
folgendes ab: Die römisch-katholischen Päpste verstanden sich schon immer als Nachfolger von Petrus, der als erster Bischof Roms angesehen wurde (und wird). Christus hat Petrus "die Schlüssel zum Himmel" und die Entscheidungsgewalt übertragen. Somit war Petrus Christus Vertreter auf Erden. Durch die Dreifaltigkeit (Christus,
, Heiliger Geist), sind die Päpste also auch Gottes Vertreter auf Erden, und stehen somit höher als ein
Kaiser von Gottes Gnaden.
Da der Kaiser dies nicht einsah, gipfelte der Kampf um das Recht Kirchenämter zu vergeben im Investiturstreit, führte zum Gang nach Canossa und endete schliesslich mit dem Wormser Konkordat.
Dennoch gab es im Mittelalter wiederholt gleichzeitig mehrere Päpste, da zu Lebzeiten eines bereits kanonisch gewählten Papstes ein Gegenpapst erhoben wurde. Dazu kam es, weil sich zum Beispiel das Kardinalskollegium spaltete oder der Kaiser oder stadtrömische Adelsfamilien in die Papstwahl eingriffen. Das aber nur am Rande.
Da es im Lauf der römisch-katholischen Geschichte immer wieder Strömungen gab (die Bekannteste dürfte Luther ins Leben gerufen haben), die mit der Kirchenführung nicht einverstanden waren, gab es christliche Abspaltungen, die dann (natürlich) den Papst als Oberhaupt nicht anerkannten und ihr eigenes Oberhaupt wählten. So haben z.B: die Kopten ein Oberhaupt, das heute ebenfalls den Titel Papst bzw. Papst von Alexandria trägt, und die Anglikaner haben eben nach wie vor das weltliche Oberhaupt ebenfalls als geistliches Oberhaupt.
P.S.: doch nicht so kurz geworden