Nach Reaktor-Katastrophe in Japan wurden Crewmitglieder der „USS Ronald Reagan“ bei ihrem Hilfseinsatz verstrahlt. Jetzt reichen sie eine Sammelklage ein.
Zunächst freuten sich die Crewmitglieder des US-Flugzeugträgers „Ronald Reagan“ über den Schnee, der am 13. März 2011 plötzlich vor der Küste Japans auf das Landedeck fiel. Einige Matrosen begannen sogar eine Schneeballschlacht, bis der Kapitän anordnete, die weiße Pracht über Bord zu fegen. Dabei bemerkten die Männer und Frauen erstmals das, was Lindsay Cooper als „Wolke warmer Luft mit metallischem Geruch“ bezeichnet. Heute wissen die 24-jährige Cooper und die anderen beteiligten Marinesoldaten: Es war der radioaktive „Fallout“ des nahen Unglücksreaktors in Fukushima, der sich während des Hilfseinsatzes für die Erdbeben- und Tsunami-Opfer über sie gesenkt hatte.
Die gesundheitlichen Folgen sind für Cooper and andere Crewmitglieder so verheerend, dass ihre Anwälte jetzt an einer Sammelklage gegen den Reaktorbetreiber „Tepco“ arbeiten. Im kommenden Monat soll diese Klage, der sich in den vergangenen Wochen immer mehr Betroffene angeschlossen haben, in Kalifornien eingereicht werden. Über 70 Besatzungsmitglieder leiden unter Symptomen, die aus medizinischer Sicht typisch für Strahlungsschäden sind: Vergrößerte Schilddrüsen, Sehstörungen, Blut- und Hodenkrebs.
Klage gegen den Arbeitgeber USA nicht möglich
Die Erkrankten geben heute nicht nur dem radioaktiv durchsetzten Schnee, sondern auch dem Pazifikwasser die Schuld. „Tepco“ habe, so Anwalt Charles Bonner, Millionen Liter nuklearverseuchtes Wasser ins Meer geleitet – aber Hilfsschiffe wie die „Ronald Reagan“ nicht von den Gefahren nach der Kernschmelze informiert. Manche Matrosen sprangen sogar ins Wasser, um Menschen zu retten. Andere tranken Wasser, das durch eine Ent-salzungsanlage an Bord geleitet worden war, oder reinigten tagelang strahlenbelastete Helikopter.
Die meisten der Betroffenen sind jung, gerade einmal 25 oder 26 Jahre alt – und könnten bald Invaliden sein. Ansprüche an die US-Marine haben sie aber wegen der radioaktiven Bestrahlung nicht: Der Oberste Gerichtshof urteilte bereits vor mehr als 60 Jahren, dass Militärangehörige kein Klagerecht gegen ihren Arbeitgeber und damit die USA haben.
Der japanische Konzern „Tepco“ hat bereits zu erkennen gegeben, dass man die Forde-rungen nach Schadensersatz nicht anerkennen will. Das Unternehmen erklärte: Die Krankheiten der Marineangehörigen stünden in keinem Zusammenhang mit der Ver-strahlung. Eine Behauptung, die allerdings im krassen Gegensatz zum Verhalten Japans nach der Katastrophe steht: Als der US-Flugzeugträger nach der dreiwöchigen Rettungs-mission in einem japanischen Hafen anlegen wollte, wurde dies mit der Begründung versagt: Die radioaktive Verseuchung des Schiffes sei zu hoch.
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