Endlose Wartezeiten, gefälschte Berichte: In den staatlichen Krankenhäusern für Kriegsversehrte herrschen dramatische Zustände. Nun muss der zuständige Minister Eric Shinseki gehen.
Während US-Präsident Barack Obama diese Woche die baldige Heimkehr der Truppen aus Afghanistan und Zurückhaltung bei ihrer Entsendung in neue Abenteuer versprochen hat, ist seiner Regierung ein handfester Skandal um die Versorgung von Amerikas Kriegsveteranen erwachsen. Schon seit Wochen hatten Betroffene geklagt, Hilfe suchende Versehrte müssten in manchen Kliniken absurd lange warten oder würden abgewimmelt. Mitte Woche nun hat ein Untersuchungsbericht diese Vorwürfe bestätigt. In einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz sagte Obama gestern, die Missstände seien gravierend, weit verbreitet und inakzeptabel. Veteranenminister Eric Shinseki habe deshalb seinen Rücktritt angeboten, was der Präsident «mit Bedauern» annehme.
Der Bericht zeichnet ein düsteres Bild. Im Veteranenspital von Phoenix, Arizona, hat das Personal offenbar 1700 Patienten nie behandelt, sondern in einer toten Akte versteckt. Wer mehr Glück hatte und einen Arzt zu sehen bekam, musste durchschnittlich 115 Tage auf einen Termin warten. Dies obwohl das Spital in Jahresberichten eine fünfmal kürzere Wartezeit angab. Das Management führte eine offizielle und eine geheime Warteliste, um den Schein zu wahren und sich entsprechende Boni zu sichern. Der Bericht ortet Betrug.
Bonus für Nichtbehandlung
Dies nicht nur in Phoenix, sondern im ganzen Land. Die Untersuchung ist auf 42 Einrichtungen ausgedehnt worden. Täglich wenden sich neue Betroffene an die Presse und berichten von entmutigenden Erlebnissen. In Albuquerque, New Mexico, sollen Ärzte mehr «Leistungslohn» erhalten haben, wenn ihre Patienten nicht mehr als zwei Nachbehandlungen pro Jahr benötigten.
Das ist bitter für die Veteranen. Während in jeder Dorfrede feierlich ihrer gedacht wird und sie in Kinos und Museen oft Spezialrabatte bekommen, scheint ihre Verarztung zu misslingen. Ob bereits Soldaten wegen verschleppter Behandlungen gestorben sind, ist noch nicht geklärt. Aber strafrechtlich relevant dürften einige der Vergehen gemäß dem Bericht sein. Weiterlesen...