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    Aufstand im Kongo (Kinshasa): Was steht auf dem Spiel?

    Sirius123
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    Aufstand im Kongo (Kinshasa): Was steht auf dem Spiel? Empty Aufstand im Kongo (Kinshasa): Was steht auf dem Spiel?

    Beitrag von Sirius123 Fr 30 Jan - 5:00

    Wenn die USA , die EU und die Katholische Kirche unisono nach Neuwahlen schreien, ist das bereits verdächtig. Der Gouverneuer Moise Katumbi von Katanga, wo die meisten Coltan-, Mangan-, Kupfer- und Diamanten-Gruben liegen, ist ebenfalls gegen eine dritte Kanditur von Kabila. Katumbi gilt als der reichste Kongolese und hat eine ominöse Biographie. Noch verdächtiger. Möglicherweise ist der Grund für diese Einhelligkeit, dass Kabila recht enge Beziehungen zu China geknüpft hat.

    [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]

    Am 19. Januar erhoben sich die kongolesischen Bürger gegen das neueste Manöver der Regierung der Demokratischen Republik Kongo (DRC), um Joseph Kabilas Verbleib an der Macht zu verlängern. Laut Verfassung der DRC kann der Präsident nur zwei 5-Jahres-Amtsperioden dienen, und Kabilas Amtsperiode läuft am 19. Dezember 2016 aus.

    Im ganzen Jahr 2014 brachten die Anhänger Kabilas die Idee in Umlauf, dass er eine dritte Amtsperiode bleiben sollte, aber eine scharfe Ablehnung im Inneren (Katholische Kirche, die Zivilgesellschaft und die politische Opposition) und von außen (USA, EU, Belgien und Frankreich) der DRC zwangen Kabilas Anhänger, die Idee ad acta zu legen und andere Wege zu finden, um ihren Mann an der Macht zu behalten. Außer dem inneren und äußeren Druck war der Sturz von Präsident Blaise Campaoré in Burkina Faso am 31. Oktober 2014 ein deutliches Zeichen dafür, wie riskant eine Änderung der Verfassung sein kann. Campaoré wurde durch einen Aufstand des Volkes aus dem Amt gejagt, als er versuchte, die Verfassung zu ändern, um an der Macht zu bleiben.

    Der neueste Plan der Kabila-Freunde in seiner Partei (PPRD) und der Koalition der Präsidenten-Majorität war folgender: ein Wahlgesetz durch das Parlament zu schleusen, das letztlich Kabila erlaubt, im Amt zu bleiben. Artikel 8 des Gesetzes verlangt die Durchführung eines nationalen Zensus als Voraussetzung für die Präsidenten-Wahlen.

    Analytiker glauben, dass man vier Jahre braucht, um einen Zensus zu erstellem. Das würde weit über den 19. Dezember 2016 hinausgehen. Oppositionelle, Jugendliche und die Zivilgesellschaft waren entschieden gegen diesen Passus im Gesetz. Trotzdem puschte die Nationale Versammlung des Kongo das Gesetz am Samstag, den 17. Januar durch den Senat.

    Da gingen die Menschen am 19. und 22. Januar massenhaft auf die Straßen mit dem Ziel, den Senat in Kinshasa zu besetzen. Aber sie trafen auf den starken und tödlichen Widerstand der Sicherheitskräfte. Gleichzeitig gab es ebenfalls Demos Jugendlicher und Oppositioneller in Goma, Bukavu und Mbandaka. Die Antwort der Regierung war brutal. Sie verhaftete oppositionelle Persönlichkeiten, beschoss die Leute mit Tränengass und feuerte mit scharfer Munition in die Menge. Nach vier Tagen fortlaufender Demonstrationen sagte die Internationale Föderation für Menschenrechte, dass 42 Menschen getötet wurden, Human Rights Watch nannte ähnliche Ziffern.

    Am 23. Januar nahm der Senat diese Klausel des Gesetzes zurück. Der Präsident des Senats Leon Kongo Wa Dondo sagte, dass der Grund die Menschen auf den Straßen war. Er merkte an: "Wir hörten auf die Straße, deshalb ist die heutige Wahl historisch zu nennen." Am 25. Januar stimmte auch das Parlament der Rücknahme zu.

    Die Bevölkerung feierte den Sieg mit einem Satz auf Lingala "Bazo Pola Bazo Ndima", was bedeutet, "Er (Kabila) hat verloren und hat die Niederlage akzeptiert". Aber die Angelegenheit ist bei weitem noch nicht gelöst. Das Volk glaubt, dass Kabila mit allen Mitteln versuchen wird, an der Macht zu bleiben, weswegen äußerste Wachsamkeit am Platz ist.

    Es wurde ein hoher Preis an Menschenleben bezahlt, aber die Mauer der Angst wurde durchbrochen. Es sind weitere Demonstrationen zum Schutz der Verfassung zu befürchten. Die Jugendbewegung ist reifer geworden durch die Benutzung von den neuen Medientechnologien. Sie hat das Netzwerk im Land und außerhalb gestärkt. Die Jugendlichen tauschten die Telefonnummern der Mitglieder von Senat und Parlament aus und verlangten, dass das Zusatzgesetz gestrichen werde.

    Das führte dazu, dass die Regierung das Internet- und SMS-System gesperrt hat. Über Twitter haben die Jugendlichen den hashtag [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] (das Lingala -Wort für "Steht auf" geschaffen, das zum Kampfruf der jungen Kongolesen wurde.

    Und wir (Freunde des Kongo) haben die Webseite [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] geschaffen, um die Jugend vor Ort zu unterstützen.

    Das Volk hat demonstriert, dass die Macht in seiner Hand liegt und nicht in den Händen der Politiker. Der Kampf geht nicht für oder gegen das eine oder andere Gesetz, sondern eher um ein neues Kongo, ein Kongo, wo die Interessen des Volkes den Vorrang haben und von ihren Führern geschützt werden sollen.

    In dem Artikel von 'Jeune Afrique' (das Junge Afrika) "Und jetzt die Volkszählung?" heißt es, dass eine Volkszählung auf jeden Fall überfällig ist, da die letzte vor knapp einem halben Jahrhundert stattfand. Die statistischen 70 Millionen Kongolesen sind eine reine Schätzung. Und weiter:

    "Die Volkszählung wird ca. 500 Millionen $ kosten. Wie lange wird solch eine Operation dauern? Die Schätzungen unabhängiger Experten variieren zwischen 20 Monaten, für die Optimisten, und bis zu fünf Jahren. ... Der Professor Kankwanda, der am Nationalen Statistikinstitut bereits daran arbeitet, meint drei Jahre." Die Frage ist, wer es bezahlen soll. Der Westen, der ungezählte Milliarden aus dem Land gekarrt hat, lehnte eine Finanzierung kategorisch ab. Das chinesische Unternehmen Huawei ist damit beauftragt worden und für die Finanzierung ist die China Exim Bank im Gespräch, doch bisher liegt noch keine definitive Zusage vor.

    Die Aufgabe ist jedenfalls gigantisch in einem Land mit über 2.5 Millionen Quadratkilometern, in dem die Infrastruktur (vor allem das Straßennetz) durch den jahrzehntelangen Krieg in katastrophalem Zustand ist und ungezählte Dörfer im Dschungel gar nicht erreichbar sind. Unter solchen Umständen Wahllisten aufzustellen scheint fast unmöglich zu sein.
    QUELLE

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    Beitrag von Sirius123 Di 26 Jan - 4:19

    Was hat mein Smartphone mit dem Bürgerkrieg im Kongo zu tun?

    Wir kaufen immer häufiger Fair Trade, egal ob Schokolade, Bananen oder Kleidung. Doch wie viel wissen wir über das Konsumgut, das wir täglich, viele von uns stündlich verwenden? Wie fair ist unser Handy?

    Mehr zum Thema:

    In der Menschenrechtsstudie "DR Kongo: Der Krieg, die Frauen und unsere Handys" aus dem vergangenen Jahr ziehen Experten Bilanz über die dramatische Situation, die nicht zuletzt von den großen Mobiltelefon-Herstellern mitverschuldet wurde - und wird. Auch die Menschenrechtsorganisation "Amnesty International" veröffentlicht heute, Dienstag, eine Studie die beschreibt, wie große Handykonzerne Kinderarbeit bewusst für die Herstellung ihrer Produkte in Kauf nehmen.

    Dem "Human Development Index" der Vereinten Nationen zufolge, zählt die Demokratische Republik Kongo zu den ärmsten Staaten der Welt. Das Paradox: Grund dafür sind vor allem die in großen Mengen vorhandenen Bodenschätze. Die wertvollen Rohstoffe befeuerten Konflikte, die oft seit der Kolonialzeit bestehen, und zwangen bisher Millionen Menschen zur Flucht vor gierigen Kriegstreibern.

    Wie Handys Kriege finanzieren

    Ein modernes Mobiltelefon besteht aus bis zu 60 verschiedenen Stoffen. Mindestens 30 davon sind Metalle. Die Demokratische Republik Kongo ist einer der größten Rohstofflieferanten weltweit. Tantal, Kobalt, Wolfram, Zinn und Gold sind einige der Rohstoffe, die für die Herstellung eines Handys benötigt werden. Sie alle werden vorwiegend in dem westafrikanischen Staat gefördert. Doch seit Jahren tobt ein blutiger Bürgerkrieg in dem bevölkerungsreichen Land. 40 bis 50 unterschiedliche bewaffnete Gruppen kontrollieren einen Großteil der 900 Minen und finanzieren sich mit dem Verkauf der begehrten Handy-Rohstoffe ihren mörderischen Lebensstil.

    Menschen aus den umliegenden Dörfern, darunter meist auch Kinder, werden von den Rebellen gezwungen, mit bloßen Händen oder einfachen Schaufeln, die Stoffe aus dem Boden zu befördern. Über mehrere Zwischenhändler gelangen die Metalle dann nach Asien, wo sie weiterverarbeitet und nach Europa verschifft werden. Das Absurde: Je weiter sich die Rohstoffe von ihrem ursprünglichen Ort der Entstehung, dem Kongo entfernen, desto höher wird der Profit. Am Ende kostet ein neues Smartphone in den Läden Westeuropas bis zu 700 Euro. Ein Arbeiter im Kongo bekommt allerdings lediglich ein paar Cent für seinen Beitrag in der Wertschöpfungskette.

    "Blutgold" fürs Smartphone

    Die Debatten über die Handyproduktion in der DR Kongo beschränken sich oft auf die Stoffe Tantal und in diesem Zusammenhang Coltan. Doch es gibt einen Rohstoff der ebenfalls im Kongo abgebaut wird und seit neuerem eine wesentliche Einnahmequelle für Rebellengruppen darstellt: Gold. In welchen Mengen der wertvolle Rohstoff abgebaut wird, ist nicht genau bekannt, da er zumeist illegal befördert und außer Landes geschafft wird. 98 Prozent des gewonnen Goldes wird den Vereinten Nationen zufolge ins Ausland geschmuggelt. Kongolesische Offiziere haben sich aufgrund strengerer internationaler Restriktionen in Bezug auf Konfliktrohstoffe im vergangenen Jahr stärker auf den Goldhandel fokussiert. Unsere Mobiltelefone enthalten mehr Gold als Tantal.

    Kinder arbeiten für unsere Handys

    Apple, Samsung und Sony werden von Amnesty International in ihrem aktuellen Bericht über Kobalt-Abbau in der DR Kongo kritisiert. Kobalt wird für die Akkus in unseren Handys benötigt. Die Unternehmen kümmert es Amnesty zufolge nicht, ob in ihren Minen Kinder beschäftigt seien. Manche von ihnen sind gerade erst sieben Jahre alt.

    "Die Edel-Shops und innovativen Marketingkampagnen der Technologiekonzerne stehen im krassen Widerspruch zu dem Bild von Steine schleppenden Kindern und Minenarbeitern, die sich durch enge handgegrabene Schächte winden und dabei ihre Lungen ruinieren", sagt Mark Dummett, Forscher für Wirtschaft und Menschenrechte bei Amnesty International.

    Die Hälfte des weltweit gewonnenen Kobalts wird in der Demokratischen Republik Kongo gewonnen. Händler kaufen in Minen, in denen unmenschliche Arbeitsbedingungen vorherrschen. Abnehmer des begehrten Rohstoffes ist das Unternehmen Congo Dongfang Mining (CDM), eine Tochtergesellschaft des chinesischen Rohstoff-Riesen Zhejiang Huayou Cobalt Ltd. Danach wird der Handyrohstoff nach China und Südkorea weiterverkauft. Am Ende der Kette stehen Konzerne wie Apple, Sony und Microsoft. Auf Anfrage von Amnesty International waren viele Hersteller nicht in der Lage zu sagen, ob sie Kobalt aus der Demokratischen Republik bezogen.
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