Ich Poste es Lieber erst mal hier - ist recht interessant
Drogen, Kontraguerilla und Nazis - Gladio wütet weiter in der Türkei
von Olaf Goebel
1990 wurde bekannt, daß die westlichen Geheimdienste und die NATO eine außerhalb jeglicher parlamentarischer Kontrolle stehende Geheimarmee aufgebaut hatten, deren Aufgabe die Bekämpfung des Kommunismus war und zwar sowohl außen-, wie auch innenpolitisch.
In Deutschland hatten die einzelnen staatlichen Institutionen kaum Interesse an einer Aufklärung. Nach und nach wurde zumindest deutlich, daß sowohl alte Nazigeneräle der nationalsozialistischen Abwehr (Baun, Gehlen etc.), Rechtsextreme (Lüth, Wolsink etc.), die CIA und der BND diese Struktur maßgeblich mitaufgebaut hatten. Auch die Waffenlager des Forstmeisters Heinz Lembke können als Teil des Netzes betrachtet werden.
In sämtlichen Ländern des Westens existiert Gladio angeblich seit 1991 nicht mehr. (siehe zu Gladio: Der Rechte Rand Nr. 10 Jan./Feb. 1991, S. 3 - 6) In der Türkei konnte jetzt wegen eines Autounfalles aktuelle Aktivitäten von Gladio bewiesen werden.
Er ereignete sich am 3.11.1996. Der einzige Überlebende ist Sedat Bucak, Chef eines mächtigen Kurden-Stammes und Herr über eine Privatarmee von über 30.000 Mann, die als sogenannte Dorfschützer in Kurdistan gegen die kurdische Arbeiterpartei PKK kämpft. Bucak sitzt als Abgeordneter der Partei des Rechten Wegs (DYP) im türkischen Parlament. Verstorben ist Hüseyin Kocadag, bis vor Kurzem als Vizechef der Istanbuler Polizei, zuletzt Leiter einer Polizeiakademie. Bucak und Kocadag sind seit Jahren eng befreundet und kennen sich noch aus der Amtszeit des Polizisten als Kommissar in Bucaks Heimatort Siverek. Kocadags Lebensgefährtin Gonca Us überlebte den Crash ebenfalls nicht. Die Sportstudentin war 1991 zur "Miß Cinema" gekürt worden und zeitweilig mit einem Agenten des türkischen Geheimdienstes MIT liiert, der seit März vergangenen Jahres verschwunden ist. Sie war mit falschen Personalpapieren ausgestattet. Der dritte Tote trug neben einer Tüte Kokain echte Identitätspapiere bei sich, die ihn als Mehmez Özbay auswiesen, Ermittler des Finanzministeriums. Özbay durfte Waffen tragen und autofahren, entsprechende Papiere hatte er dafür. Ebenso besaß er einen grünen Diplomatenpaß, ausgestellt vom türkischen Innenministerium, der ihm die ungehinderte und unkontrollierte Einreise in andere Länder erlaubte.
Doch trotz echter Papiere ist der Mann nicht der, der er vorgibt zu sein. Der Tote ist in Wirklichkeit Abdullah Catli und wird seit 18 Jahren von Interpol wegen Heroinhandel gesucht. In den siebziger Jahren befehligt er als Vizechef die rechtsradikalen "Grauen Wölfe", eine nach SA-Vorbild aufgezogene paramilitärische Terrortruppe des Neofaschisten Alparslan Türkes. 1982 wurde Catli in Zürich gefaßt und nach Italien ausgeliefert, dort aber wegen mangelnder Beweise freigesprochen. Mehrmals kam er danach in Frankreich und zuletzt in der Schweiz wegen Heroinhandels ins Gefängnis. 1990 taucht er nach einer spektakulären Flucht aus dem eidgenössischen Zentralgefängnis Bostadel unter. Im Kofferraum des gepanzerten Mercedes fanden sich weitere falsche Papiere, außerdem Maschinenpistolen, Berettas, Schalldämpfer, Abhörgeräte, falsche Nummernschilder und Munition.
Der türkische Innenminister Mehmet Agar ergriff in der prekären Situation die Flucht nach vorn. Sein Freund Bucak sei der beste Kämpfer gegen die PKK, sagte Agar, im übrigen seien die Männer in dem Mercedes gewesen, "weil sie Catli in ein Istanbuler Gefängnis bringen wollten". Dieser sei vorher von Kocadag festgenommen worden. Eine Lüge, wie Journalisten schnell herausfanden. War doch die Mercedes-Besatzung vor dem Unfall ein Wochenende lang mit Casino-Besuchen und der Begutachtung von lukrativen Grundstücken beschäftigt. Zufälligerweise stieg die Gruppe dazu im selben Luxushotel wie der Innenminister ab... Nach einem Gespräch mit der Parteichefin Tansu Ciller (DYP) konnte der Innenminister seinen Hut nehmen. Doch die Rechtfertigungsprobleme der türkischen Regierung sind damit nicht vom Tisch. Wenige Tage vor dem Unfall hatte der Vorsitzende der türkischen Arbeiterpartei Dogu Perincek der Öffentlichkeit einen geheimen Bericht des türkischen Nachrichtendienstes MIT zugänglich gemacht, indem es heißt, Agar spiele bei der Gründung einer Geheimorganisation gegen die PKK und die linke Organisation Dev Sol eine Schlüsselrolle Die Geheimorganisation arbeite mit Mafiamethoden, lasse durch ehemalige "Graue Wölfe", denen man neue Identitäten und Pässe besorge, Attentate verüben, würde erpressen und rauben und sei direkt Agar unterstellt. Diese Truppe verübe nicht nur politisch motivierte Morde, sondern mische auch im internationalen Waffenhandel und Drogenschmuggel mit.
Die Angaben decken sich exakt mit dem, was man bisher über die türkische Kontraguerilla weiß. Auch Catli war Mitglied einer Gruppe der Kontraguerilla, die ebenfalls tief in Drogengeschäfte und Mafiamorde verstrickt ist und Bucak finanziert seine Dorfschützer-Armee, die eng in die Kontraguerillastruktur eingebunden ist, durch Drogenhandel. Berichte wie der von Perincek sind in der Türkei nicht neu. Vor drei Jahren wandte sich ein ehemaliger Bataillonskommandeur der paramilitärischen Jandarma (JITEM) an die Öffentlichkeit. Dessen "Geständnisse" sind in einem, frei im Handel erhältlichen, unzensierten Buch nachzulesen. Major Cem Ersever legte ganz freimütig die Strategien der Kontraguerilla im türkischen Südosten dar: Die Spezialeinheiten - oftmals Jandarma oder Militärs mit "Graue-Wölfe"-Hintergrund - überfallen als PKK-Militante getarnt Dörfer, um eine Anti-Guerilla-Stimmung zu erzeugen oder um die Loyalität der kurdischen Dorfbewohner zu testen. Willkürliche Exekutionen werden von der Kontra mit Billigung der Sicherheitskräfte und des Gouverneurs des Ausnahmezustandes durchgeführt, oft bedient man sich dabei auch islamistischer Gruppierungen oder PKK-Überläufern als Killerkommandos. Zur Methodik der Antiterrorstrategie des Militärs gehört nach Ersevers Angaben auch die Rekrutierung von gefangenen PKK-Militanten, die, falls sie nach Folterungen geständig und willig sind, mit einer neuen Identität ausgestattet werden. Sie werden dann entweder auf Militärgelände verborgen oder verbleiben in sogenannten Überläuferzellen der Gefängnisse, von wo aus sie ihre Aufträge während großzügig bewilligter Hafturlaube erledigen können. Der Major gab auch zu, daß viele der Anti-Terror-Spezialisten mit Drogen und Waffenschmuggel zu erheblichem Reichtum gelangten und rege bei der Umgehung des Handelsembargos gegen den Irak mitmischten. Cem Ersever wurde nach der Veröffentlichung im November 1993 ermordet. Oppositionsführer Mesut Yilmaz ist zwar noch am Leben, aber eine Warnung hat er schon erhalten: am 25. November 1996 wurde er von einem Unbekannte in Budapest attackiert und verletzt. Yilmaz hatte kurz vorher erklärt, daß er während seiner Amtszeit drauf und dran gewesen sei aufzudecken, wie Schwarzgeld-Mafia und militante Kreise gemeinsam den Staat zu beeinflussen versuchten. Yilmaz hatte während seiner kurzen Amtszeit als Ministerpräsident nach den Wahlen im Dezember 1995 der damaligen Oppositions- und heutigen islamistischen Regierungspartei Informationen über Einmischungen seiner in den vergangenen Jahren zu einem phantastischen Vermögen gekommenen Koalitionspartnerin Ciller in staatliche Auftragsvergaben und andere Korruptionsvorwürfe zugespielt, sowie aufgedeckt, daß sich Ciller in ihrer Amtszeit als Ministerpräsidentin zehn Millionen Dollar einsackte. Viele sind davon überzeugt, daß Frau Ciller selbst in dunkle Machenschaften verwickelt ist.
So weigert sie sich bis heute über den Verbleib besagter Millionen Auskunft zu geben, die sie in den letzten Stunden ihrer Amtszeit als Ministerpräsidentin im Februar 1996 abends um 23 Uhr aus der Zentralbank und zwei weiteren Banken in ihr Palais schaffen ließ.
Ciller Stellungnahme dazu: "Das ist ein Staatsgeheimnis. Wenn ich es preisgebe, brechen Kriege aus." Dabei ist der Krieg auf dem Gebiet der Türkei schon lange ausgebrochen und wahrscheinlich flossen die Millionen genau in diesen Krieg: in den Ausbau der Konterguerilla und deren Kampf gegen die kurdische Bevölkerung.
Tatsächlich gehört die türkische Konterguerilla zur geheimen NATO-Struktur GLADIO, mit deren Aufbau 1952 begonnen worden war. Der türkische Teil wurde 1953, ein Jahr nach dem Beitritt des Landes zur NATO, unter der Bezeichnung "Anti-Terror-Organisation" gegründet und im selben Gebäude wie die US-Militärmission untergebracht. 1964 wurde sie in Abteilung für besondere Kriegsführung (OHD) umbenannt. Sie untersteht dem Generalstab und ist auch unter anderen Namen wie Sonderstreitkräftekommando (OKK) und Abteilung für Kriegsführung (HD) bekannt. Das OHD arbeitet eng mit dem militärischen Geheimdienst MIT zusammen, die Finanzierung des türkischen Gladio übernahm bis 1974 die USA. Gladio basierte auf den Dokumenten NSC 10-2 bzw. 68-48 des Nationalen Sicherheitsrates der USA von 1948. Damals wurde der Kreuzzug gegen den Kommunismus, der Weg in den "Kalten Krieg" von Präsident H. Truman beschlossen. Der CIA wurde erlaubt illegale, geheime Aktionen und Operationen, covert operations genannt, aller Art durchführen, sie waren politisch und gesetzlich in den USA abgesegnet.
Schon 1952 waren von den rund 3.000 CIA Angestellten zwei Drittel für covert operations zuständig und verschlangen drei Viertel des Budgets von 200 Millionen Dollar. Im den streng geheimen Dokumenten sind erstmals die Aufgaben nordamerikanischer Geheimagenten definiert, die weltweit in sogenannten special projects arbeiten: "Propaganda, Wirtschaftskrieg, vorbeugende Direktmaßnahmen, einschließlich Sabotage, Anti-Sabotage, Zerstörung, Evakuierungsmaßnahmen." Desweiteren geht es um "Subversion in feindlichen Staaten, einschließlich Unterstützung für im Untergrund operierende Widerstandsbewegungen. Guerillakräfte und Gefangenenbefreiungskommandos, sowie Unterstützung einheimischer antikommunistischer Kräfte in bedrohten Ländern der westlichen Welt." 1954 wurde die Direktive modifiziert. Die Anordnung NSC 5411-2 sieht für Gebiete, die vom "internationalen Kommunismus dominiert und bedroht sind" vor, "Widerstand im Untergrund zu entwickeln und verdeckte sowie Guerilla-Operationen zu erleichtern; die Verfügbarkeit dieser Kräfte im Kriegsfalle sicherzustellen; wo immer möglich unter Einschluß von Vorkehrungen aller Art, die dem Militär die Ausbreitung dieser Kräfte in Kriegszeiten innerhalb aktueller Operationsgebiete gestattet."
Die Idee für Gladio hatte die CIA mitten im Koreakrieg. Damals ging in fast allen europäischen Hauptstädten die Furcht vor einer tödlichen Bedrohung aus dem Osten um. In Italien und Frankreich gab es starke kommunistische Parteien, der blutige Bürgerkrieg in Griechenland lag wenige Jahre zurück, durch Deutschland verlief die Grenze, die damals die Welt teilte. Das Netzwerk dehnte sich bald auf ganz Westeuropa aus. Die Geheimdienste der einzelnen Länder leiteten die subversive Ausgeburt des "Kalten Krieges". Die Zusammenarbeit mit SHAPE, oberstes militärisches Hauptquartier der NATO-Streitkräfte in Europa, band die nationalen GLADIO-Gruppen in Übungen ein und betreute sie fachlich. Die dreckige Arbeit der Geheimdienste wurde ständige weiterentwickelt. Das Dokument, das mehr als jedes andere die Mechanismen der geheimen Eingriffe und verdeckten Operationen deutlich werden läßt, ist unter dem Namen Field Manual (FM) 30 - 31 bekannt geworden.
Es entstand 1970 im US-amerikanischen Generalstab unter General Westmoreland. Die Field Manuals sind Broschüren, die für die Offiziere und die Büros der 'Intelligence' des Heeres bestimmt sind. Die Nummern weisen auf das Interessengebiet der Dokumente hin. Die Nummer 30 ist für die militärischen Geheimdienste bestimmt, die Nummer 31 behandelt 'Sonderoperationen'. Das Handbuch enthält Direktiven für den Fall, daß in einem befreundeten Land die Möglichkeit einer politischen Umwälzung zugunsten kommunistischer Kräfte besteht, wobei es keine Rolle spielt, ob legal durch Wahlen oder etwa durch Bürgerkrieg. Im FM werden Direktiven für verschiedenartigste Operationen gegeben. Im 4. Kapitel z.B. heißt es: "Es kann geschehen, daß die Regierungen des befreundeten Landes angesichts der kommunistischen oder von den Kommunisten inspirierten Subversion Passivität oder Unentschlossenheit zeigen, daß sie nicht mit angemessener Kraft auf die Berechnungen der Geheimdienste reagieren, die durch Organisationen der USA weitergegeben werden (...).
In diesen Fällen müssen die Geheimdienste der US-Armee die Mittel vorbereiten, um Sonderoperationen durchzuführen, die die Regierung und die Öffentlichkeit des befreundeten Landes überzeugen können, daß die Gefahr real und daß es notwendig ist, Antwortaktionen durchzuführen." Erlaubt ist dann alles was zum Erfolg führt. Die Field Manuals wurden für die Militärs am Bosborus ins Türkische übersetzt und als ST 31 in Umlauf zum Dienstgebrauch gebracht. Bekannt wurde dies durch den kritischen Oberstleutnant Talat Turhan. Der Oberstleutnant bewies so, daß die staatlichen Untergrundorganisationen ungestört Morde begehen dürfen.
Er betonte: "Das ist der Geheimbund in den NATO-Ländern" - 20 Jahre bevor Gladio aufflog. Turhan wurde nach der Militärinvasion von 1971 von Angehörigen der Konterguerilla gefoltert. Nach den Enthüllungen über GLADIO wuchs auch in der Türkei der Verdacht, daß die Geheimkrieger sowohl an der Terrorwelle der siebziger Jahre wie auch am Militärputsch 1980 direkt beteiligt waren. Denn zum Zeitpunkt des Coups stand die Geheimtruppe, der vor allem "Graue Wölfe" angehörten, unter dem Befehl jenes Generals Kenan Evren, der den Staatsstreich kommandierte und sich später zum Präsidenten machte. Um das Gelingen des Putsches sicherzustellen befand sich zur Zeit des Putsches die schnelle Eingreiftruppe der NATO in der Türkei zum NATO-Manöver. Der Sozialdemokrat und türkische Ex-Premier Bülent Ecevit behauptete, er habe von den Gladio-Kriegern zum erstenmal 1974 erfahren. Er sei damals vom Generalstab gedrängt worden einen Geheimfonds für die "Abteilung für besondere Kriegsführung" einzurichten, damit diese ihre Sonderaufgaben bei der Zyperninvasion erfüllen könne. Die Geheimtruppe würde normalerweise von der CIA finanziert, für die Sonderaufgaben reiche jedoch das Geld nicht. Außerdem hatten die USA auf Grund der Zyperninvasion die CIA-Gelder vorläufig sperren lassen. Vielleicht mußten die fehlenden 10 Millionen der Vizepräsidentin Ciller ein ebensolches Finanzloch stopfen. Immerhin kostet der Krieg in Kurdistan die Türkei jährlich mehrere Milliarden DM. Auch die BRD leistet ihren Beitrag an der Ausbildung der Kontraguerilla.
Neben ständigen Waffenlieferungen an die türkische Armee, wurden 1985 der Aufbau von Kontraguerillakommandos von der deutschen GSG 9 und dem BKA unterstützt. Stolz berichtete einer der neuen Soldaten: "Wir lernten alles, was zur Kunst des gnadenlosen Tötens gehört." Ecevit lastete auch das Massaker auf dem Istanbuler Taksim-Platz am 1. Mai 1977 der Konterguerilla an. Damals erschossen Unbekannte 38 demonstrierende Arbeiter und verletzten 300. Wenige Tage später wurde auf den Sozialdemokraten selbst ein Anschlag verübt. Augenzeugen sahen einen Mann in Polizeiuniform, der auf Ecevit schoß, aber dessen Mitarbeiter tötete. Der Schütze ist bis heute nicht identifiziert. Die Liste des Terrors "Unbekannter" gegen die türkische Opposition ist lang
. Abdullah Catli ist nach Ansicht türkischer Terrorismusfahnder mindestens an zwei Massakern mit zwölf Todesopfern beteiligt gewesen. Ein weiterer Täter in der Terrorwelle ist Mehmet Ali Agca. Er ermordete im Februar 1979 den linksliberalen Chefredakteur der Tageszeitung "Milliyet", Abdi Ipekci, und wurde verhaftet. Kurze Zeit später befreite ihn ein Kommandotrupp unter Führung des beim Autounfall getöteten Abdullah Catli aus dem Gefängnis. 1981 verübte Agca in Rom das Attentat auf den Papst, dessen Hintergründe bis heute im Dunkeln liegen.
Quellen:_
Knightley, Phillip: Die Geschichte der Spionage im 20. Jahrhundert. Aufbau und Organisation, Erfolge und Niederlagen der großen Geheimdienste. Bern, München, Wien 1989. Frankfurter Rundschau 9.11.1996, 2.1.1991. Stern Nr. 48 1996. Zoom: Es muß nicht immer Gladio sein, Nr. 4+5 1996, Wien 1996. Die Tageszeitung 23.11.90. Türkei Information Jan./Feb. 1991. Junge Welt 15.11.1996, 26.11.96, 9./10.11.1996, 11.11.1996. Spiegel Nr. 48 1990, Nr. 47 1990. Blätter für deutsche und internationale Politik Heft 9/1991, S. 1108. Neue Züricher Zeitung vom 6.12.1990, in: Österreichische Militärzeitschrift, Heft 2/1991, S. 122. Müller, Leo A.: GLADIO - das Erbe des Kalten Krieges. Der NATO-Geheimbund und sein deutscher Vorläufer. Hamburg 1991. Bericht der Untersuchungskommission des italienischen Parlaments, in: Blätter für deutsche und internationale Politik Heft 9/1991, S. 1106, Fußnote 24.
Drogen, Kontraguerilla und Nazis - Gladio wütet weiter in der Türkei
von Olaf Goebel
1990 wurde bekannt, daß die westlichen Geheimdienste und die NATO eine außerhalb jeglicher parlamentarischer Kontrolle stehende Geheimarmee aufgebaut hatten, deren Aufgabe die Bekämpfung des Kommunismus war und zwar sowohl außen-, wie auch innenpolitisch.
In Deutschland hatten die einzelnen staatlichen Institutionen kaum Interesse an einer Aufklärung. Nach und nach wurde zumindest deutlich, daß sowohl alte Nazigeneräle der nationalsozialistischen Abwehr (Baun, Gehlen etc.), Rechtsextreme (Lüth, Wolsink etc.), die CIA und der BND diese Struktur maßgeblich mitaufgebaut hatten. Auch die Waffenlager des Forstmeisters Heinz Lembke können als Teil des Netzes betrachtet werden.
In sämtlichen Ländern des Westens existiert Gladio angeblich seit 1991 nicht mehr. (siehe zu Gladio: Der Rechte Rand Nr. 10 Jan./Feb. 1991, S. 3 - 6) In der Türkei konnte jetzt wegen eines Autounfalles aktuelle Aktivitäten von Gladio bewiesen werden.
Er ereignete sich am 3.11.1996. Der einzige Überlebende ist Sedat Bucak, Chef eines mächtigen Kurden-Stammes und Herr über eine Privatarmee von über 30.000 Mann, die als sogenannte Dorfschützer in Kurdistan gegen die kurdische Arbeiterpartei PKK kämpft. Bucak sitzt als Abgeordneter der Partei des Rechten Wegs (DYP) im türkischen Parlament. Verstorben ist Hüseyin Kocadag, bis vor Kurzem als Vizechef der Istanbuler Polizei, zuletzt Leiter einer Polizeiakademie. Bucak und Kocadag sind seit Jahren eng befreundet und kennen sich noch aus der Amtszeit des Polizisten als Kommissar in Bucaks Heimatort Siverek. Kocadags Lebensgefährtin Gonca Us überlebte den Crash ebenfalls nicht. Die Sportstudentin war 1991 zur "Miß Cinema" gekürt worden und zeitweilig mit einem Agenten des türkischen Geheimdienstes MIT liiert, der seit März vergangenen Jahres verschwunden ist. Sie war mit falschen Personalpapieren ausgestattet. Der dritte Tote trug neben einer Tüte Kokain echte Identitätspapiere bei sich, die ihn als Mehmez Özbay auswiesen, Ermittler des Finanzministeriums. Özbay durfte Waffen tragen und autofahren, entsprechende Papiere hatte er dafür. Ebenso besaß er einen grünen Diplomatenpaß, ausgestellt vom türkischen Innenministerium, der ihm die ungehinderte und unkontrollierte Einreise in andere Länder erlaubte.
Doch trotz echter Papiere ist der Mann nicht der, der er vorgibt zu sein. Der Tote ist in Wirklichkeit Abdullah Catli und wird seit 18 Jahren von Interpol wegen Heroinhandel gesucht. In den siebziger Jahren befehligt er als Vizechef die rechtsradikalen "Grauen Wölfe", eine nach SA-Vorbild aufgezogene paramilitärische Terrortruppe des Neofaschisten Alparslan Türkes. 1982 wurde Catli in Zürich gefaßt und nach Italien ausgeliefert, dort aber wegen mangelnder Beweise freigesprochen. Mehrmals kam er danach in Frankreich und zuletzt in der Schweiz wegen Heroinhandels ins Gefängnis. 1990 taucht er nach einer spektakulären Flucht aus dem eidgenössischen Zentralgefängnis Bostadel unter. Im Kofferraum des gepanzerten Mercedes fanden sich weitere falsche Papiere, außerdem Maschinenpistolen, Berettas, Schalldämpfer, Abhörgeräte, falsche Nummernschilder und Munition.
Der türkische Innenminister Mehmet Agar ergriff in der prekären Situation die Flucht nach vorn. Sein Freund Bucak sei der beste Kämpfer gegen die PKK, sagte Agar, im übrigen seien die Männer in dem Mercedes gewesen, "weil sie Catli in ein Istanbuler Gefängnis bringen wollten". Dieser sei vorher von Kocadag festgenommen worden. Eine Lüge, wie Journalisten schnell herausfanden. War doch die Mercedes-Besatzung vor dem Unfall ein Wochenende lang mit Casino-Besuchen und der Begutachtung von lukrativen Grundstücken beschäftigt. Zufälligerweise stieg die Gruppe dazu im selben Luxushotel wie der Innenminister ab... Nach einem Gespräch mit der Parteichefin Tansu Ciller (DYP) konnte der Innenminister seinen Hut nehmen. Doch die Rechtfertigungsprobleme der türkischen Regierung sind damit nicht vom Tisch. Wenige Tage vor dem Unfall hatte der Vorsitzende der türkischen Arbeiterpartei Dogu Perincek der Öffentlichkeit einen geheimen Bericht des türkischen Nachrichtendienstes MIT zugänglich gemacht, indem es heißt, Agar spiele bei der Gründung einer Geheimorganisation gegen die PKK und die linke Organisation Dev Sol eine Schlüsselrolle Die Geheimorganisation arbeite mit Mafiamethoden, lasse durch ehemalige "Graue Wölfe", denen man neue Identitäten und Pässe besorge, Attentate verüben, würde erpressen und rauben und sei direkt Agar unterstellt. Diese Truppe verübe nicht nur politisch motivierte Morde, sondern mische auch im internationalen Waffenhandel und Drogenschmuggel mit.
Die Angaben decken sich exakt mit dem, was man bisher über die türkische Kontraguerilla weiß. Auch Catli war Mitglied einer Gruppe der Kontraguerilla, die ebenfalls tief in Drogengeschäfte und Mafiamorde verstrickt ist und Bucak finanziert seine Dorfschützer-Armee, die eng in die Kontraguerillastruktur eingebunden ist, durch Drogenhandel. Berichte wie der von Perincek sind in der Türkei nicht neu. Vor drei Jahren wandte sich ein ehemaliger Bataillonskommandeur der paramilitärischen Jandarma (JITEM) an die Öffentlichkeit. Dessen "Geständnisse" sind in einem, frei im Handel erhältlichen, unzensierten Buch nachzulesen. Major Cem Ersever legte ganz freimütig die Strategien der Kontraguerilla im türkischen Südosten dar: Die Spezialeinheiten - oftmals Jandarma oder Militärs mit "Graue-Wölfe"-Hintergrund - überfallen als PKK-Militante getarnt Dörfer, um eine Anti-Guerilla-Stimmung zu erzeugen oder um die Loyalität der kurdischen Dorfbewohner zu testen. Willkürliche Exekutionen werden von der Kontra mit Billigung der Sicherheitskräfte und des Gouverneurs des Ausnahmezustandes durchgeführt, oft bedient man sich dabei auch islamistischer Gruppierungen oder PKK-Überläufern als Killerkommandos. Zur Methodik der Antiterrorstrategie des Militärs gehört nach Ersevers Angaben auch die Rekrutierung von gefangenen PKK-Militanten, die, falls sie nach Folterungen geständig und willig sind, mit einer neuen Identität ausgestattet werden. Sie werden dann entweder auf Militärgelände verborgen oder verbleiben in sogenannten Überläuferzellen der Gefängnisse, von wo aus sie ihre Aufträge während großzügig bewilligter Hafturlaube erledigen können. Der Major gab auch zu, daß viele der Anti-Terror-Spezialisten mit Drogen und Waffenschmuggel zu erheblichem Reichtum gelangten und rege bei der Umgehung des Handelsembargos gegen den Irak mitmischten. Cem Ersever wurde nach der Veröffentlichung im November 1993 ermordet. Oppositionsführer Mesut Yilmaz ist zwar noch am Leben, aber eine Warnung hat er schon erhalten: am 25. November 1996 wurde er von einem Unbekannte in Budapest attackiert und verletzt. Yilmaz hatte kurz vorher erklärt, daß er während seiner Amtszeit drauf und dran gewesen sei aufzudecken, wie Schwarzgeld-Mafia und militante Kreise gemeinsam den Staat zu beeinflussen versuchten. Yilmaz hatte während seiner kurzen Amtszeit als Ministerpräsident nach den Wahlen im Dezember 1995 der damaligen Oppositions- und heutigen islamistischen Regierungspartei Informationen über Einmischungen seiner in den vergangenen Jahren zu einem phantastischen Vermögen gekommenen Koalitionspartnerin Ciller in staatliche Auftragsvergaben und andere Korruptionsvorwürfe zugespielt, sowie aufgedeckt, daß sich Ciller in ihrer Amtszeit als Ministerpräsidentin zehn Millionen Dollar einsackte. Viele sind davon überzeugt, daß Frau Ciller selbst in dunkle Machenschaften verwickelt ist.
So weigert sie sich bis heute über den Verbleib besagter Millionen Auskunft zu geben, die sie in den letzten Stunden ihrer Amtszeit als Ministerpräsidentin im Februar 1996 abends um 23 Uhr aus der Zentralbank und zwei weiteren Banken in ihr Palais schaffen ließ.
Ciller Stellungnahme dazu: "Das ist ein Staatsgeheimnis. Wenn ich es preisgebe, brechen Kriege aus." Dabei ist der Krieg auf dem Gebiet der Türkei schon lange ausgebrochen und wahrscheinlich flossen die Millionen genau in diesen Krieg: in den Ausbau der Konterguerilla und deren Kampf gegen die kurdische Bevölkerung.
Tatsächlich gehört die türkische Konterguerilla zur geheimen NATO-Struktur GLADIO, mit deren Aufbau 1952 begonnen worden war. Der türkische Teil wurde 1953, ein Jahr nach dem Beitritt des Landes zur NATO, unter der Bezeichnung "Anti-Terror-Organisation" gegründet und im selben Gebäude wie die US-Militärmission untergebracht. 1964 wurde sie in Abteilung für besondere Kriegsführung (OHD) umbenannt. Sie untersteht dem Generalstab und ist auch unter anderen Namen wie Sonderstreitkräftekommando (OKK) und Abteilung für Kriegsführung (HD) bekannt. Das OHD arbeitet eng mit dem militärischen Geheimdienst MIT zusammen, die Finanzierung des türkischen Gladio übernahm bis 1974 die USA. Gladio basierte auf den Dokumenten NSC 10-2 bzw. 68-48 des Nationalen Sicherheitsrates der USA von 1948. Damals wurde der Kreuzzug gegen den Kommunismus, der Weg in den "Kalten Krieg" von Präsident H. Truman beschlossen. Der CIA wurde erlaubt illegale, geheime Aktionen und Operationen, covert operations genannt, aller Art durchführen, sie waren politisch und gesetzlich in den USA abgesegnet.
Schon 1952 waren von den rund 3.000 CIA Angestellten zwei Drittel für covert operations zuständig und verschlangen drei Viertel des Budgets von 200 Millionen Dollar. Im den streng geheimen Dokumenten sind erstmals die Aufgaben nordamerikanischer Geheimagenten definiert, die weltweit in sogenannten special projects arbeiten: "Propaganda, Wirtschaftskrieg, vorbeugende Direktmaßnahmen, einschließlich Sabotage, Anti-Sabotage, Zerstörung, Evakuierungsmaßnahmen." Desweiteren geht es um "Subversion in feindlichen Staaten, einschließlich Unterstützung für im Untergrund operierende Widerstandsbewegungen. Guerillakräfte und Gefangenenbefreiungskommandos, sowie Unterstützung einheimischer antikommunistischer Kräfte in bedrohten Ländern der westlichen Welt." 1954 wurde die Direktive modifiziert. Die Anordnung NSC 5411-2 sieht für Gebiete, die vom "internationalen Kommunismus dominiert und bedroht sind" vor, "Widerstand im Untergrund zu entwickeln und verdeckte sowie Guerilla-Operationen zu erleichtern; die Verfügbarkeit dieser Kräfte im Kriegsfalle sicherzustellen; wo immer möglich unter Einschluß von Vorkehrungen aller Art, die dem Militär die Ausbreitung dieser Kräfte in Kriegszeiten innerhalb aktueller Operationsgebiete gestattet."
Die Idee für Gladio hatte die CIA mitten im Koreakrieg. Damals ging in fast allen europäischen Hauptstädten die Furcht vor einer tödlichen Bedrohung aus dem Osten um. In Italien und Frankreich gab es starke kommunistische Parteien, der blutige Bürgerkrieg in Griechenland lag wenige Jahre zurück, durch Deutschland verlief die Grenze, die damals die Welt teilte. Das Netzwerk dehnte sich bald auf ganz Westeuropa aus. Die Geheimdienste der einzelnen Länder leiteten die subversive Ausgeburt des "Kalten Krieges". Die Zusammenarbeit mit SHAPE, oberstes militärisches Hauptquartier der NATO-Streitkräfte in Europa, band die nationalen GLADIO-Gruppen in Übungen ein und betreute sie fachlich. Die dreckige Arbeit der Geheimdienste wurde ständige weiterentwickelt. Das Dokument, das mehr als jedes andere die Mechanismen der geheimen Eingriffe und verdeckten Operationen deutlich werden läßt, ist unter dem Namen Field Manual (FM) 30 - 31 bekannt geworden.
Es entstand 1970 im US-amerikanischen Generalstab unter General Westmoreland. Die Field Manuals sind Broschüren, die für die Offiziere und die Büros der 'Intelligence' des Heeres bestimmt sind. Die Nummern weisen auf das Interessengebiet der Dokumente hin. Die Nummer 30 ist für die militärischen Geheimdienste bestimmt, die Nummer 31 behandelt 'Sonderoperationen'. Das Handbuch enthält Direktiven für den Fall, daß in einem befreundeten Land die Möglichkeit einer politischen Umwälzung zugunsten kommunistischer Kräfte besteht, wobei es keine Rolle spielt, ob legal durch Wahlen oder etwa durch Bürgerkrieg. Im FM werden Direktiven für verschiedenartigste Operationen gegeben. Im 4. Kapitel z.B. heißt es: "Es kann geschehen, daß die Regierungen des befreundeten Landes angesichts der kommunistischen oder von den Kommunisten inspirierten Subversion Passivität oder Unentschlossenheit zeigen, daß sie nicht mit angemessener Kraft auf die Berechnungen der Geheimdienste reagieren, die durch Organisationen der USA weitergegeben werden (...).
In diesen Fällen müssen die Geheimdienste der US-Armee die Mittel vorbereiten, um Sonderoperationen durchzuführen, die die Regierung und die Öffentlichkeit des befreundeten Landes überzeugen können, daß die Gefahr real und daß es notwendig ist, Antwortaktionen durchzuführen." Erlaubt ist dann alles was zum Erfolg führt. Die Field Manuals wurden für die Militärs am Bosborus ins Türkische übersetzt und als ST 31 in Umlauf zum Dienstgebrauch gebracht. Bekannt wurde dies durch den kritischen Oberstleutnant Talat Turhan. Der Oberstleutnant bewies so, daß die staatlichen Untergrundorganisationen ungestört Morde begehen dürfen.
Er betonte: "Das ist der Geheimbund in den NATO-Ländern" - 20 Jahre bevor Gladio aufflog. Turhan wurde nach der Militärinvasion von 1971 von Angehörigen der Konterguerilla gefoltert. Nach den Enthüllungen über GLADIO wuchs auch in der Türkei der Verdacht, daß die Geheimkrieger sowohl an der Terrorwelle der siebziger Jahre wie auch am Militärputsch 1980 direkt beteiligt waren. Denn zum Zeitpunkt des Coups stand die Geheimtruppe, der vor allem "Graue Wölfe" angehörten, unter dem Befehl jenes Generals Kenan Evren, der den Staatsstreich kommandierte und sich später zum Präsidenten machte. Um das Gelingen des Putsches sicherzustellen befand sich zur Zeit des Putsches die schnelle Eingreiftruppe der NATO in der Türkei zum NATO-Manöver. Der Sozialdemokrat und türkische Ex-Premier Bülent Ecevit behauptete, er habe von den Gladio-Kriegern zum erstenmal 1974 erfahren. Er sei damals vom Generalstab gedrängt worden einen Geheimfonds für die "Abteilung für besondere Kriegsführung" einzurichten, damit diese ihre Sonderaufgaben bei der Zyperninvasion erfüllen könne. Die Geheimtruppe würde normalerweise von der CIA finanziert, für die Sonderaufgaben reiche jedoch das Geld nicht. Außerdem hatten die USA auf Grund der Zyperninvasion die CIA-Gelder vorläufig sperren lassen. Vielleicht mußten die fehlenden 10 Millionen der Vizepräsidentin Ciller ein ebensolches Finanzloch stopfen. Immerhin kostet der Krieg in Kurdistan die Türkei jährlich mehrere Milliarden DM. Auch die BRD leistet ihren Beitrag an der Ausbildung der Kontraguerilla.
Neben ständigen Waffenlieferungen an die türkische Armee, wurden 1985 der Aufbau von Kontraguerillakommandos von der deutschen GSG 9 und dem BKA unterstützt. Stolz berichtete einer der neuen Soldaten: "Wir lernten alles, was zur Kunst des gnadenlosen Tötens gehört." Ecevit lastete auch das Massaker auf dem Istanbuler Taksim-Platz am 1. Mai 1977 der Konterguerilla an. Damals erschossen Unbekannte 38 demonstrierende Arbeiter und verletzten 300. Wenige Tage später wurde auf den Sozialdemokraten selbst ein Anschlag verübt. Augenzeugen sahen einen Mann in Polizeiuniform, der auf Ecevit schoß, aber dessen Mitarbeiter tötete. Der Schütze ist bis heute nicht identifiziert. Die Liste des Terrors "Unbekannter" gegen die türkische Opposition ist lang
. Abdullah Catli ist nach Ansicht türkischer Terrorismusfahnder mindestens an zwei Massakern mit zwölf Todesopfern beteiligt gewesen. Ein weiterer Täter in der Terrorwelle ist Mehmet Ali Agca. Er ermordete im Februar 1979 den linksliberalen Chefredakteur der Tageszeitung "Milliyet", Abdi Ipekci, und wurde verhaftet. Kurze Zeit später befreite ihn ein Kommandotrupp unter Führung des beim Autounfall getöteten Abdullah Catli aus dem Gefängnis. 1981 verübte Agca in Rom das Attentat auf den Papst, dessen Hintergründe bis heute im Dunkeln liegen.
Quellen:_
Knightley, Phillip: Die Geschichte der Spionage im 20. Jahrhundert. Aufbau und Organisation, Erfolge und Niederlagen der großen Geheimdienste. Bern, München, Wien 1989. Frankfurter Rundschau 9.11.1996, 2.1.1991. Stern Nr. 48 1996. Zoom: Es muß nicht immer Gladio sein, Nr. 4+5 1996, Wien 1996. Die Tageszeitung 23.11.90. Türkei Information Jan./Feb. 1991. Junge Welt 15.11.1996, 26.11.96, 9./10.11.1996, 11.11.1996. Spiegel Nr. 48 1990, Nr. 47 1990. Blätter für deutsche und internationale Politik Heft 9/1991, S. 1108. Neue Züricher Zeitung vom 6.12.1990, in: Österreichische Militärzeitschrift, Heft 2/1991, S. 122. Müller, Leo A.: GLADIO - das Erbe des Kalten Krieges. Der NATO-Geheimbund und sein deutscher Vorläufer. Hamburg 1991. Bericht der Untersuchungskommission des italienischen Parlaments, in: Blätter für deutsche und internationale Politik Heft 9/1991, S. 1106, Fußnote 24.