Das Pamphlet „Indignez vous!“ (Empört euch!) eines Kriegshelden der Résistance durchbricht alle Auflagen- rekorde in Frankreich. Das kleine Buch des 93-jähjrigen Stéphane Hessel fordert die Franzosen auf, und alle anderen auch, die gleiche Tatkraft des Widerstandes wie gegen die Nazis wieder zu entdecken, um gegen die „unverschämte und egoistische“ Macht des Geldes und der Märkte zu kämpfen und die sozialen „Werte der modernen Demokratie“ zu verteidigen.
Das Buch kostet nur 3 Euro und wurde in drei Monaten 600’000 Mal verkauft, weitere 200’000 sind gerade gedruckt worden. Für die erste Auflage waren nur 8'000 Exemplare vorgesehen, aber der vorweihnachtliche Aufruf von Hessel zu einem „friedlichen Aufstand“ hat den Gipfel der französische Bestsellerliste erreicht.
Was ist der Grund für den Erfolg dieses Büchleins? Der niedrige Preis und das dünne Format, mit nur 29 Seiten an Kommentaren und Notizen, aber nur 13 davon mit eigentlichen Text, machten es zu einem beliebten Weihnachtsgeschenk. Buchläden berichteten, Kunden kauften gleich dutzende Kopien für die Familie und Freunde.
Aber Hessel und sein eher links orientierter Verleger sagen, der sonst nur kleine Auflagen die in die Hunderte gehen gewohnt ist zu drucken, das Buch hätte einen nationalen und sogar internationalen Nerv getroffen, in einer Zeit der Tyrannei durch das Bankensystem und der daraus folgenden Budgetkürzungen, welche das Überleben des Wohlfahrtsstaates gefährden. Sie meinen aber auch, der Erfolg des Buches ist ein Wink mit dem Zaunpfahl der Bevölkerung, da Frankreich sich auf die nächste politische Wahlkampfrunde vorbereitet, mit den Präsidentschaftswahlen im Mai 2012.
In einer Neujahresbotschaft zeigte sich Hessel, der ein Konzentrations- lager der Nazis überlebt hat, “tief berührt“ vom Erfolg des Buches. Genau wie er damals in den 40ger Jahren gegen die Nazis „ausgerufen“ hat, sagt er, sollen die jungen Leute heute „gegen die Komplizenschaft der Politiker mit den Mächten der Wirtschaft und Finanzen ausrufen“ und „unsere demokratischen Rechte verteidigen, welche über zwei Jahrhunderte erkämpft wurden.“
Hessel sagte, der “Widerstand” sollte mit der Ablehnung von Präsident Nicolas Sarkozy beginnen und man sollte die Partei der Sozialisten unterstützen.
Das Buch ist aber nicht bei allen beliebt. Es beinhaltet eine längere Verurteilung der Politik der israelischen Regierung, speziell was Gaza betrifft. Obwohl er im letzten Kapitel wage zu einer „gewaltlosen“ Lösung der Weltprobleme aufruft, steht im Buch aber auch, „Gewaltlosigkeit“ ist nicht „genug“ im Nahen Osten.
Obwohl Hessel ursprünglich von jüdischen Eltern aus Deutschland stammt, die nach Frankreich umsiedelten, wurde er wegen seiner Kritik gegenüber Israel von jüdischen Organisationen in Frankreich als „Antisemit“ bezeichnet. Der übliche Versuch berechtigte Kritik an der verbrecherischen Regierungspolitik mundtot zu machen.
Hessel wurde 1917 in Berlin geboren. Mit 7 Jahren zog er mit seinen Eltern nach Frankreich um. Er schloss sich General Charles de Gaulle in London im Jahre 1941 an und wurde nach Frankreich entsandt, um den Widerstand (Résistance) gegen die deutsche Besatzung zu organisieren. Er wurde gefangen genommen, gefoltert und in ein KZ nach Deutschland geschickt. Nach dem Krieg half er 1948 die Universelle Deklaration der Menschenrechte der UNO zu entwerfen.
Der Erfolg des Buches spiegelt eine tiefe Empörung in der französischen Bevölkerung wieder.
Hessel schreibt: „Sie wagen uns zu sagen, der Staat kann sich keine Politik mehr leisten, welche die Bürger unterstützt. Aber wie kann Geld fehlen, wenn der Wohlstand seit der Befreiung (Frankreichs) enorm zugenommen hat, aus einer Zeit als Europa in Trümmern lag? Die einzige Erklärung lautet, die Macht des Geldes war noch nie so gross oder so unverfroren oder so egoistisch und ihre Lakaien sitzen auf den höchsten Posten des Staates.“
Das besondere am Buch ist der Aufruf, ein organisierter Widerstand ist jetzt notwendig, genau wie 1940. „Wir, die Veteranen der Résistance ... rufen die jungen Leute auf, das Erbe und die Ideale der Résistance wiederaufleben zulassen und weiter zu geben.“
Wie die Menschen der Macht des Geldes und der Märkte friedlich Widerstand leisten sollen, geht aus dem Buch nicht klar hervor. Die Idee von Éric Cantona, den Banken das Geld zu entziehen und jeder soll sein Guthaben räumen, ist ein Weg.
In einem Interview mit der Zeitschrift Politis beschrieb Hessel wie er die Widerstandspflicht des Bürgers sieht und dass der Staat nicht grundsätzlich Recht hat:
"Ich betone immer, die Kluft zwischen Legalität und Legitimität. Ich halte die Legitimität der Werte wichtiger als die Rechtmässigkeit eines Staates. Wir haben eine Verpflichtung ihn in Frage zu stellen, als Bürger, auch die Rechtmässigkeit einer Regierung. Wir müssen respektvoll gegenüber der Demokratie sein, aber wenn etwas nicht richtig erscheint, auch wenn es legal ist, ist es unsere Pflicht Protest und Empörung zu zeigen und nicht zu gehorchen.“
Der Unterschied zwischen Franzosen und Deutschen
An der Bestsellerliste erkennt man den Unterschied zwischen Deutschland und Frankreich. In Deutschland ist das meistverkaufte Sachbuch 2010 das hetzerische Machwerk von Thilo Sarrazin, selber ein Bankster der im Vorstand der Deutschen Bundesbank war. Ist klar, die Deutschen lieben einfach den, der ihnen wieder einen Südenbock präsentiert, um von den wahren Tätern und Problemen anzulenken. Auf die Migranten und Moslems kann man seine Wut und seinen Frust abladen. Sind halt manipulierbare Schafe, die jede Lüge glauben. Die Franzosen fallen auf diese Propaganda nicht rein, sondern erkennen wer die wirklichen Verbrecher sind und rufen zum Widerstand gegen die Geldelite und Politikerkaste auf.
Hier weiterlesen: Alles Schall und Rauch: Ein kleines Buch erobert Frankreich [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]
Das Buch kostet nur 3 Euro und wurde in drei Monaten 600’000 Mal verkauft, weitere 200’000 sind gerade gedruckt worden. Für die erste Auflage waren nur 8'000 Exemplare vorgesehen, aber der vorweihnachtliche Aufruf von Hessel zu einem „friedlichen Aufstand“ hat den Gipfel der französische Bestsellerliste erreicht.
Was ist der Grund für den Erfolg dieses Büchleins? Der niedrige Preis und das dünne Format, mit nur 29 Seiten an Kommentaren und Notizen, aber nur 13 davon mit eigentlichen Text, machten es zu einem beliebten Weihnachtsgeschenk. Buchläden berichteten, Kunden kauften gleich dutzende Kopien für die Familie und Freunde.
Aber Hessel und sein eher links orientierter Verleger sagen, der sonst nur kleine Auflagen die in die Hunderte gehen gewohnt ist zu drucken, das Buch hätte einen nationalen und sogar internationalen Nerv getroffen, in einer Zeit der Tyrannei durch das Bankensystem und der daraus folgenden Budgetkürzungen, welche das Überleben des Wohlfahrtsstaates gefährden. Sie meinen aber auch, der Erfolg des Buches ist ein Wink mit dem Zaunpfahl der Bevölkerung, da Frankreich sich auf die nächste politische Wahlkampfrunde vorbereitet, mit den Präsidentschaftswahlen im Mai 2012.
In einer Neujahresbotschaft zeigte sich Hessel, der ein Konzentrations- lager der Nazis überlebt hat, “tief berührt“ vom Erfolg des Buches. Genau wie er damals in den 40ger Jahren gegen die Nazis „ausgerufen“ hat, sagt er, sollen die jungen Leute heute „gegen die Komplizenschaft der Politiker mit den Mächten der Wirtschaft und Finanzen ausrufen“ und „unsere demokratischen Rechte verteidigen, welche über zwei Jahrhunderte erkämpft wurden.“
Hessel sagte, der “Widerstand” sollte mit der Ablehnung von Präsident Nicolas Sarkozy beginnen und man sollte die Partei der Sozialisten unterstützen.
Das Buch ist aber nicht bei allen beliebt. Es beinhaltet eine längere Verurteilung der Politik der israelischen Regierung, speziell was Gaza betrifft. Obwohl er im letzten Kapitel wage zu einer „gewaltlosen“ Lösung der Weltprobleme aufruft, steht im Buch aber auch, „Gewaltlosigkeit“ ist nicht „genug“ im Nahen Osten.
Obwohl Hessel ursprünglich von jüdischen Eltern aus Deutschland stammt, die nach Frankreich umsiedelten, wurde er wegen seiner Kritik gegenüber Israel von jüdischen Organisationen in Frankreich als „Antisemit“ bezeichnet. Der übliche Versuch berechtigte Kritik an der verbrecherischen Regierungspolitik mundtot zu machen.
Hessel wurde 1917 in Berlin geboren. Mit 7 Jahren zog er mit seinen Eltern nach Frankreich um. Er schloss sich General Charles de Gaulle in London im Jahre 1941 an und wurde nach Frankreich entsandt, um den Widerstand (Résistance) gegen die deutsche Besatzung zu organisieren. Er wurde gefangen genommen, gefoltert und in ein KZ nach Deutschland geschickt. Nach dem Krieg half er 1948 die Universelle Deklaration der Menschenrechte der UNO zu entwerfen.
Der Erfolg des Buches spiegelt eine tiefe Empörung in der französischen Bevölkerung wieder.
Hessel schreibt: „Sie wagen uns zu sagen, der Staat kann sich keine Politik mehr leisten, welche die Bürger unterstützt. Aber wie kann Geld fehlen, wenn der Wohlstand seit der Befreiung (Frankreichs) enorm zugenommen hat, aus einer Zeit als Europa in Trümmern lag? Die einzige Erklärung lautet, die Macht des Geldes war noch nie so gross oder so unverfroren oder so egoistisch und ihre Lakaien sitzen auf den höchsten Posten des Staates.“
Das besondere am Buch ist der Aufruf, ein organisierter Widerstand ist jetzt notwendig, genau wie 1940. „Wir, die Veteranen der Résistance ... rufen die jungen Leute auf, das Erbe und die Ideale der Résistance wiederaufleben zulassen und weiter zu geben.“
Wie die Menschen der Macht des Geldes und der Märkte friedlich Widerstand leisten sollen, geht aus dem Buch nicht klar hervor. Die Idee von Éric Cantona, den Banken das Geld zu entziehen und jeder soll sein Guthaben räumen, ist ein Weg.
In einem Interview mit der Zeitschrift Politis beschrieb Hessel wie er die Widerstandspflicht des Bürgers sieht und dass der Staat nicht grundsätzlich Recht hat:
"Ich betone immer, die Kluft zwischen Legalität und Legitimität. Ich halte die Legitimität der Werte wichtiger als die Rechtmässigkeit eines Staates. Wir haben eine Verpflichtung ihn in Frage zu stellen, als Bürger, auch die Rechtmässigkeit einer Regierung. Wir müssen respektvoll gegenüber der Demokratie sein, aber wenn etwas nicht richtig erscheint, auch wenn es legal ist, ist es unsere Pflicht Protest und Empörung zu zeigen und nicht zu gehorchen.“
Der Unterschied zwischen Franzosen und Deutschen
An der Bestsellerliste erkennt man den Unterschied zwischen Deutschland und Frankreich. In Deutschland ist das meistverkaufte Sachbuch 2010 das hetzerische Machwerk von Thilo Sarrazin, selber ein Bankster der im Vorstand der Deutschen Bundesbank war. Ist klar, die Deutschen lieben einfach den, der ihnen wieder einen Südenbock präsentiert, um von den wahren Tätern und Problemen anzulenken. Auf die Migranten und Moslems kann man seine Wut und seinen Frust abladen. Sind halt manipulierbare Schafe, die jede Lüge glauben. Die Franzosen fallen auf diese Propaganda nicht rein, sondern erkennen wer die wirklichen Verbrecher sind und rufen zum Widerstand gegen die Geldelite und Politikerkaste auf.
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