Der Winter hat in Nordamerika Kälterekorde aufgestellt – und sogar die Niagarafälle sind bei Temperaturen weit unter null teilweise eingefroren. Die Kaskaden schneebestäubten Eises bieten den Besuchern der spektakulären Wasserfälle einen ungewohnten Anblick.
“Donnerndes Wasser”, das bedeutet “Niagara” in der Sprache der Ureinwohner Nordamerikas. Zumindest zum Teil donnert an der Grenze zwischen den USA und Kanada nichts mehr – die bis zu 51 Meter hohen Wasserfälle sind teilweise eingefroren. Dicke Eisschichten überziehen Felsen und Brückengeländer, riesige Eiszapfen und -kaskaden scheinen in den Abgrund zu stürzen.
Schuld daran ist die extreme Kälte, die in Nordamerika an manchen Orten sogar Rekordtiefstwerte erreicht hat. Ein gigantischer arktischer Luftwirbel – auch Polar Vortex genannt – hat seit Wochenanfang eiskalte Polarluft bis tief in die Südstaaten der USA gedrückt. Sogar die Bewohner von Florida und Kalifornien erlebten Temperaturen unter null, 49 US-Städte meldeten einen Kälterekord für einen 7. Januar. Der kälteste Ort der USA war Embarrass im Bundesstaat Minnesota mit minus 37 Grad Celsius. Die gefühlten Temperaturen lagen wegen eisiger Winde weit darunter.
Bei den nördlichen Nachbarn sah es nicht besser aus: In Montréal, Toronto und Ottawa bibberten sogar die kälteerprobten Kanadier angesichts des ungewöhnlich heftigen Temperatursturzes, zu dem Stromausfälle hinzukamen.
Im Griff der klirrenden Kälte
Züge und Autos bleiben stecken, Flüge fallen aus, Schulen sind dicht – in den USA gibt es kaum einen frostfreien Bundesstaat. Seit Tagen herrscht arktische Kälte – mindestens 20 Menschen kamen bislang ums Leben. Besonders hart trifft es die Obdachlosen. Doch das Frieren dürfte bald ein Ende haben.
Sogar im Norden Floridas und an der Grenze zu Mexiko gab es Frost. In Atlanta im Bundesstaat Georgia sank das Thermometer auf minus 13 Grad Celsius. Nie zuvor an einem 7. Januar war es in der Südstaaten-Metropole so kalt gewesen. Auch im Central Park in New York fiel ein 118 Jahre alter Kälte-Rekord: minus 16 Grad. In den bevölkerungsreichen Ostküsten-Metropolen waren die Temperaturen innerhalb von zwölf Stunden um bis zu 30 Grad gesunken.
Wer nicht zu Hause bleiben konnte, packte sich dick ein “Ich habe lange Unterhosen an und ich komme mir vor wie beim Skifahren. Aber ich gehe zur Arbeit”, sagte eine Frau aus Washington.
Erfrierungen nach zehn Minuten
Mindestens 20 Tote hat die Kältewelle bisher gefordert, die meisten im Mittleren Westen. Dort ist es immer noch am kältesten. In North Dakota und Minnesota riskierten die Menschen Erfrierungen, wenn sie sich länger als zehn Minuten im Freien aufhielten. Nach erneut heftigen Schneefällen erklärten die Gouverneure von Indiana und Illinois ihre Bundesstaaten zum Notstandsgebiet. Und der Gouverneur von Michigan, Rick Snyder, appellierte an alle Eltern: “Dies ist nicht der Tag, um Kinder einen Schneemann oder Iglu bauen zu lassen. Es ist zu gefährlich, um sich länger draußen aufzuhalten.
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