Korrupter als Ruanda, geplagt von der Mafia im Süden, begraben unter Müllbergen – Italien droht der wirtschaftliche Absturz.
Brennende Mülltonnen in Neapel: Italien bekommt seine vielen Probleme nicht in den Griff
Turin war Italien stets voraus. Hier hat einst der ambitionierte Camillo Benso, Graf von Cavour, die Idee propagiert, das Land könne mehr sein als eine Ansammlung von Fürsten- und Königtümern. Von hier gelangte seine Idee nach Sizilien und begeisterte Menschen den ganzen Stiefel herauf, über Rom zurück in den Norden. Im kommenden Jahr wird Italien den 150. Geburtstag der nationalen Einheit feiern. Ein stolzes Land. Ein Land im Abstieg. Als Land der Stagnation, der Verkrustung, der Machtlosigkeit zeigt sich Italien heute.
Seine Unternehmen tun sich im internationalen Wettbewerb immer schwerer mitzuhalten. Die Industrienation fällt zurück, und eine von schnellen Regierungswechseln und labilen Koalitionen geschwächte Politik kann dabei nur zuschauen. Die internationalen Rankings sprechen eine klare Sprache. Im Index der internationalen Wettbewerbsfähigkeit vom Weltwirtschaftsforum Forum liegt Italien nur auf Platz 48.
Von Turin aus will ein Mann diesen Abstieg verhindern. Sergio Marchionne, 58, Italo-Kanadier und Vorstandschef vom Fiat, dem größten Autohersteller in Italien. Er stellt sich gern als härtester Sanierer des Landes dar. Und verzichtet, als ob er beweisen möchte, dass er das wirklich ist, auf jegliche Statussymbole, tritt im Pullover auf statt mit Anzug und Krawatte. Marchionne war einst ein Idol der Arbeitnehmer. Er hat den Traditionskonzern Fiat seit 2004 saniert. Mit neuen Methoden und straffer Führung.
Derzeit schickt sich Fiat an, die Mehrheit am US-Autobauer Chrysler zu übernehmen. Eigentlich ein Grund zum Stolz. Doch Arbeiter beschimpfen ihn neuerdings als „Schweizer Gnom“, in Anspielung auf seinen Wohnsitz. Marchionne verlangt Opfer von den Beschäftigten. Er kündigt an, 20 Milliarden Euro im Heimatmarkt zu investieren, knüpft das aber an eine Bedingung: Die Beschäftigten müssen künftig härter arbeiten, flexibler sein, seltener krank feiern und weniger streiken. Die Produktivität in Italien soll sich dem Wert nähern, den Fiat in hochmodernen Werken in Polen und Brasilien erreicht.
Italien braucht mehr Produktivität
Diese Ziele haben Sprengkraft. Mehr Produktivität ist genau das, was das Land braucht. Die Betriebe haben es sich zu lange erlaubt, ineffizient zu produzieren. Vor der Einführung des Euro konnte sich Italien das leisten: Das Land wertete die eigene Währung ab, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das geht seit zehn Jahren nicht mehr. Heute geht von Turin wieder der Wandel aus. „In den vergangenen zehn Jahren hat Italiens Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Deutschland um 26 Prozent abgenommen“, warnen die Volkswirte der Bank Unicredit.
http://www.welt.de/wirtschaft/article11692489/Italien-erstarrt-in-Angst-vor-dem-Abstieg.html
Brennende Mülltonnen in Neapel: Italien bekommt seine vielen Probleme nicht in den Griff
Turin war Italien stets voraus. Hier hat einst der ambitionierte Camillo Benso, Graf von Cavour, die Idee propagiert, das Land könne mehr sein als eine Ansammlung von Fürsten- und Königtümern. Von hier gelangte seine Idee nach Sizilien und begeisterte Menschen den ganzen Stiefel herauf, über Rom zurück in den Norden. Im kommenden Jahr wird Italien den 150. Geburtstag der nationalen Einheit feiern. Ein stolzes Land. Ein Land im Abstieg. Als Land der Stagnation, der Verkrustung, der Machtlosigkeit zeigt sich Italien heute.
Seine Unternehmen tun sich im internationalen Wettbewerb immer schwerer mitzuhalten. Die Industrienation fällt zurück, und eine von schnellen Regierungswechseln und labilen Koalitionen geschwächte Politik kann dabei nur zuschauen. Die internationalen Rankings sprechen eine klare Sprache. Im Index der internationalen Wettbewerbsfähigkeit vom Weltwirtschaftsforum Forum liegt Italien nur auf Platz 48.
Von Turin aus will ein Mann diesen Abstieg verhindern. Sergio Marchionne, 58, Italo-Kanadier und Vorstandschef vom Fiat, dem größten Autohersteller in Italien. Er stellt sich gern als härtester Sanierer des Landes dar. Und verzichtet, als ob er beweisen möchte, dass er das wirklich ist, auf jegliche Statussymbole, tritt im Pullover auf statt mit Anzug und Krawatte. Marchionne war einst ein Idol der Arbeitnehmer. Er hat den Traditionskonzern Fiat seit 2004 saniert. Mit neuen Methoden und straffer Führung.
Derzeit schickt sich Fiat an, die Mehrheit am US-Autobauer Chrysler zu übernehmen. Eigentlich ein Grund zum Stolz. Doch Arbeiter beschimpfen ihn neuerdings als „Schweizer Gnom“, in Anspielung auf seinen Wohnsitz. Marchionne verlangt Opfer von den Beschäftigten. Er kündigt an, 20 Milliarden Euro im Heimatmarkt zu investieren, knüpft das aber an eine Bedingung: Die Beschäftigten müssen künftig härter arbeiten, flexibler sein, seltener krank feiern und weniger streiken. Die Produktivität in Italien soll sich dem Wert nähern, den Fiat in hochmodernen Werken in Polen und Brasilien erreicht.
Italien braucht mehr Produktivität
Diese Ziele haben Sprengkraft. Mehr Produktivität ist genau das, was das Land braucht. Die Betriebe haben es sich zu lange erlaubt, ineffizient zu produzieren. Vor der Einführung des Euro konnte sich Italien das leisten: Das Land wertete die eigene Währung ab, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das geht seit zehn Jahren nicht mehr. Heute geht von Turin wieder der Wandel aus. „In den vergangenen zehn Jahren hat Italiens Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Deutschland um 26 Prozent abgenommen“, warnen die Volkswirte der Bank Unicredit.
http://www.welt.de/wirtschaft/article11692489/Italien-erstarrt-in-Angst-vor-dem-Abstieg.html