Der riesige Taifun "Haiyan" ist über die Philippinen hinweggezogen und hat dort offenbar für massive Schäden gesorgt. Hilfsorganisationen befürchten das Schlimmste und bereiten Einsätze vor.
Meterhohe Wellen, verheerender Regen und lebensgefährliche Sturmwinde: Einer der gewaltigsten Wirbelstürme seit Menschengedenken hat auf den Philippinen getobt. Der Riesen-Taifun "Haiyan" mit einem 600-Kilometer-Durchmesser richtete in dem südostasiatischen Inselstaat nach ersten Eindrücken schwerste Schäden an.
Sturmfluten mit bis zu fünf Meter hohen Wellen trafen auf die Ostküste, wie die UN-Katastrophenhilfe (OCHA) mitteilte. Hunderttausende Menschen flohen aus den Küstengebieten. Danach steuerte der Taifun westwärts auf Vietnam zu. Dort sollte er nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Sonntagvormittag (Ortszeit) auf Land treffen.
Kommunikation zusammengebrochen
Mindestens drei Menschen kamen nach Angaben der Katastrophenschutz-Behörde ums Leben. Doch wieviele Opfer es wirklich gab, ist unklar, denn die Kommunikation zu den hauptsächlich betroffenen Gebieten brach zusammen. Somit konnten zunächst kaum gesicherte Informationen übermittelt werden.
Der Taifun-Spezialist der privaten Wetterstiftung in Manila, Michael Padua, sagte: "Die Stärke dieses Taifuns sprengt alle Kategorien." Spitzenböen wirbelten mit rund 300 Kilometern in der Stunde über das Land und waren so schnell wie ein ICE in Höchstgeschwindigkeit.
Sturm zieht weiter nach Vietnam
"Haiyan" - zu deutsch: Sturmvogel - war nach Angaben des DWD der "stärkste Taifun, der jemals auf Land getroffen ist". In der betroffenen Region leben laut OCHA 18 Millionen Menschen. Der Sturm überquerte die Philippinen vom Pazifik aus Richtung Nordwesten und nahm über dem südchinesischen Meer Kurs auf Vietnam.
Dort sollte er laut einem DWD-Meteorologen am Sonntagvormittag noch mit Windgeschwindigkeiten von 200 Kilometern in der Stunde auf Land treffen und im Landesinneren am Montag weiter an Kraft verlieren. Von dem gewaltigen Taifun seien voraussichtlich auch Teile von Kambodscha, Laos und Südchina betroffen.
Berichte über verheerende Zerstörungen
Verlässliche Informationen über die Zerstörung auf den Philippinen waren aber zunächst rar. Der Fähr- und Flugverkehr war eingestellt und die Straßen waren durch Bäume oder Erdrutsche unpassierbar.
OCHA teilte mit: "Partner-Hilfsorganisationen berichten, dass die Dächer selbst von den sicher geglaubten Gebäuden gerissen wurden." Selbst nur von den Ausläufern betroffene Regionen berichteten von Stromausfällen, Überschwemmungen und Erdrutschen. Aus der Region, die direkt getroffen wurde, gab es bis zum Abend nur vereinzelt Videos, die Anwohner auf dem Handy gemacht hatten und hochladen konnten.
Auf einigen waren überspülten Strände zu sehen, auf anderen tonnenschwere Metallteile, die wie Spielzeug durch die Luft wirbelten. Der Chef des Katastrophenschutzes, Eduardo del Rosario, sagte: "Die fehlende Kommunikation ist ein Riesenproblem, wir kennen die Lage vor Ort nicht."
Hilfsorganisationen bereiten sich vor
Minnie Portales von der Hilfsorganisation World Vision auf den Philippinen berichtete: "Dieser Sturm ist wesentlich stärker als Taifun "Bopha" im vergangenen Jahr, und damals starben mehr als 1000 Menschen." Sie ergänzte: "216.000 Häuser wurden damals zerstört und wir rechnen auch diesmal mit dem Schlimmsten." Die Behörden waren vorbereitet: 718.000 Menschen waren vorsorglich in Sicherheit gebracht worden.
Indes bereiteten sich mehrere Hilfsorganisationen auf Einsätze auf den Philippinen vor. Nach Angaben von Unicef waren die Inselprovinzen Samar, Leyte und Bohol am Freitag komplett von der Stromversorgung abgeschnitten. Telefonverbindungen seien nicht möglich. Das Hilfswerk Misereor, das auf den Philippinen zahlreiche Projekte unterhält, hatte ebenfalls Kommunikationsprobleme mit den betroffenen Gebieten.
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