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    Limited Hangout: Immer schön unter der Schockgrenze bleiben

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    Limited Hangout: Immer schön unter der Schockgrenze bleiben Empty Limited Hangout: Immer schön unter der Schockgrenze bleiben

    Beitrag von Gast Mi 15 Dez - 14:41

    Erstaunlicherweise erreichten uns doch manche Kommentare welche in Frage stellten, ob sich Wikileaks-Guru Julian Assange tatsächlich vehement von der 9/11-Aufklärungsbewegung distanziert hatte. Das Interview mit dem Belfast Telegraph ist in rund 5 Sekunden im Netz auffindbar und die bedeutsamen Kommentare wurden bislang eher zu sparsam zitiert; es geht um folgenden Teil:

    Seine Besessenheit was Geheimnisse anbetrifft, die von anderen und auch seine eigenen, lässt ihn wie einen Verschwörungstheoretiker wirken. Ist er einer? “Ich glaube an Fakten über Verschwörungen,” meint er und wägt seine Worte sorfältig ab. “Wann immer mächtige Menschen im Geheimen planen, beteiligen sie sich an einer Verschwörung. Es gibt also Verschwörungen überall. Es gibt auch durchgeknallte Verschwörungstheorien. Es ist wichtig, die beiden nicht zu verwechseln. Im Prinzip, wenn es genügend Fakten über eine Verschwörung gibt nennen wir es einfach Nachrichten.” Was ist mit 9/11? “Ich bin andauernd genervt, dass Leute von falschen Verschwörungen abgelenkt werden wie 9/11, wo wir doch überall Beweise liefern für echte Verschwörungen welche auf Krieg oder großangelegten Finanzschwindel abzielen.” Was ist mit der Bilderberg-Konferenz? “Das ist geringfügig verschwörerisch, im Sinne von Vernetzung. Wir haben die Tagesordnungspunkte von deren Treffen veröffentlicht.”

    In seiner Antwort auf die erste Frage unterscheidet Assange zwischen echten Verschwörungen und “durchgeknallten Verschwörungstheorien”, ohne jedoch selbst für die letztere Kategorie Beispiele zu nennen. Der Interviewer hakt deshalb verständlicherweise nach und fragt nach dem weitverbreiteten Verschwörungsthema 9/11. Assange bezeichnet 9/11-Verschwörungstheorien eindeutig als “falsch” und betont im Kontrast, dass er und seine Organisation Wikileaks ausschließlich die “echten” Verschwörungen behandeln. Die falschen Verschwörungstheorien wie u.a. über 9/11 würden darüberhinaus von den echten Verschwörungen ablenken, was ihn andauernd nerve. Der Interviewer hätte an diesem Punkt auch Area 51 nennen können oder schwarze Helikopter oder ähnliche Klischees; stattdessen fragt er über die Bilderberg-Organisation. Für Assange passt Bilderberg zwar nicht in die Kategorie durchgeknallte falsche Verschwörungstheorie, aber den Status einer soliden Verschwörung will er der internationalen Roundtable-Gruppe dann auch wieder nicht zugestehen und verwendet den Begriff “vaguely conspiratorial”, also geringfügig oder entfernt verschwörerisch.


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    Es ist höchst unwahrscheinlich, dass Assanges Aussagen in dem Telegraph-Artikel völlig aus dem Zusammenhang gerissen wurden und er die Themen 9/11 Inside Job und Bilderberg in Wirklichkeit ganz anders besprach.

    Es gibt durchaus einige talentierte Investigativreporter und Autoren, die eine ähnliche mangelnde Fachkenntnis über verdeckten Regierungsterror und die Roundtable-Gruppen des globalen Establishments demonstrieren. Solange sie in ihren Kernfeldern brillieren und unter dem Strich eine positive Bilanz abliefern, ist immer noch viel gewonnen. Andere, wie der ehemalige US-Gouverneur und Navy SEAL Jesse Ventura, zweifeln erst stark an vielen Themen, ändern jedoch nach der nötigen Recherchearbeit ihre Haltungen und mausern sich zu extrem effektiven investigativen Figuren. Mit seiner erfolgreichen Show Conspiracy Theory liefert er eine eine krasse Enthüllung an ein großes Publikum nach der anderen ab; seine Hardcore-Themen würden bei Julian Assange wohl nur als durchgeknallt gelten: Eugenik-Programme, Substanzen wie Fluor und Uran im Trinkwasser, FEMA-Konzentrationslager, JFK usw. Manche Leute treffen, wie Dr. Ron Paul während seiner Präsidentschaftskampagne 2008, bewusst die strategische Entscheidung, eine softere Position über 9/11 nach außen hin zu tragen als er sie privat vertritt. Angesichts seines überragenden Erfolges und seines Einsatzes kann man ein solches Kalkül ohne große Probleme akzeptieren. Niemand kann perfekt sein, niemand ist exakt gleich wie der nächste. Wenn allerdings die Bilanz negativ ausfällt oder sogar erheblich negativ ausfällt; wenn also exakt die falschen Leute mehr profitieren als ihnen geschadet wird, sollten wir hellhörig werden.

    Die Bewegung zur Aufklärung von 9/11 oder jeder der aktiv mithilft, seine Mitmenschen über die Organe der Neuen Weltordnung aufzuklären, können Assanges Vorwürfe leicht umdrehen und gegen ihn wenden: Limited Hangout, also weiche Enthüllungen wie Assange sie in Kollaboration mit den Massenmedien liefert, sind eine Ablenkung von echten Hardcore-Verschwörungen wie 9/11 oder Bilderberg. Limited Hangout ist auch deshalb so gefährlich, weil diese Art von Enthüllungen immer deutlich unter dem Schwellenwert und der Schock-Grenze bleiben, an denen wirklich eine positive Veränderung eintreten kann, etwa durch neue ernsthafte Ermittlungen, die Verbreitung zentraler Informationen unter den Menschen wie ein Lauffeuer, ein radikal geändertes Wahlverhalten, ein bedeutender Wandel in der Handlungsbereitschaft im Bezug auf Selbstschutz und Krisenvorsorge usw. Wo Hardcore-Enthüllungen einen Domino-Effekt, eine Lawine auslösen können, korrumpiert Limited Hangout die Bevölkerung und gewöhnt sie an Schmutz und Korruption. Durch den Medien-Spin glaubt der Normalbürger, letzten Endes selbst von den unzähligen kleinen und mittleren illegalen Aktionen seiner Regierung zu profitieren, etwa durch Schutz vor Terrorismus oder durch Sicherung von Rohstoffnachschub und Handelswegen. Oder der Otto-Normal-Wähler fühlt sich irgendwann gelangweilt und frustriert von all den Skandälchen, weil sich sowieso nichts zum Besseren verändert.

    Julian Assange schreibt keine Bücher, betreibt keine wissenschaftliche tiefgreifende Recherche und er betreibt abgesehen von unzähligen steifen PR-Auftritten keine echte Medienarbeit. Er lässt sich Material zuschicken, im aktuellen Fall propagandistische Depeschen der US-Botschaft und übergibt es den Massenmedien die es mit höchst verdächtigem Eifer in Absprache mit der US-Regierung mit exorbitantem Spin veröffentlichen. Botschafter gehören zu den unzuverlässigsten, fehlinformiertesten und am stärksten gefärbten Regierungsfunktionären. Der SPIEGEL selbst schrieb in der Ausgabe vom Montag, unter George W. Bush gab es mehr Musiker in den Militärkapellen als Botschafter. Ist das eine oder andere Dokument auch ganz nett, wie zum Beispiel jenes das Russland als Mafia-Staat bezeichnet, ist es doch für den Gebildeten nichts Neues.

    “Echte” zentrale Verschwörungen wie 9/11 sind so konstruiert, dass die beteiligten Täter alle persönlich von der Aktion profitieren und dass sie alle zusammen in größte Schwierigkeiten geraten würden falls die Aktion ans Licht käme.


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    Untermauert sind solche Aktionen häufig dadurch, dass die Planer durch entfernte Verwandtschaftsverhältnisse und ein elitäres religiöses Glaubenssystem zusätzlich aneinander gebunden sind; das Leaken von Beweismitteln aus solchen Kreisen ist beinahe undenkbar. Unterrangigere Beteiligte, die selbst Hand anlegen, sind durchdrungen von einer machiavellistischen Haltung auf Steroiden oder genießen einfach den Adrenalinkick. Diese Wegwerf-Werkzeuge werden häufig nach einer solchen Aktion gründlich beseitigt von anderen geheimen Kriegern, die gar nicht wissen dürfen warum ihre Zielpersonen eigentlich nun sterben müssen. Zahllose weitere Profiteure einer solchen Aktion, von Rüstungskonzernen bis hin zu Behördenmitarbeitern, sind entweder planlos oder riechen den Braten, spielen aber aus Sorge vor Repressalien mit.

    Die Aufklärung solcher Aktionen ist die schwierigste. Dass eine riesige Sammlung von extrem gutem Beweismaterial irgendwo auf einem lasch gesicherten Regierungsnetzwerk herumgammelt sodass ein unterrangiger Beamter es stehlen kann, ist extrem unwahrscheinlich. Stattdessen müssen unzählige Puzzle-Teile mühsam errungen werden und unabhängige Medien, die soche Themen nicht für Ablenkung halten, müssen die Mammutaufgabe lösen, das Beweismaterial überhaupt erst in angemessener Form zu verbreiten. Wenn ein hoher Whistleblower beispielsweise doch einmal Explosives in die Hände bekommt, wie einst kompromittierende und eindeutige Fotos bei dem Pädophilenskandal in Omaha Nebraska um Lawrence King, wird dessen Flugzeug mit ganz anderen Explosivstoffen gesprengt. Publikationen wie die New York Times, der Spiegel oder der Guardian, denen Julian Assange das Medienfeld überlässt, verfolgen die Linie, exakt jene Verschwörungen zu schützen die bei ihrer Enthüllung tatsächlich eine Veränderung auslösen können, die dem Establishment gefährlich wird. Die Leser erhalten stattdessen eine konstante Diät an Limited Hangout. Andere in der Vergangenheit hochgejubelten Ikonen, waren jahrzehntelang instrumentell bei der Besänftigung der Massen und wirken heutzutage nur noch bizarr.

    Der weltberühmte Friedensaktivist und linksliberale Antikriegsikone Howard Zinn sagte 2008 vor Publikum, dass es ihm egal sei, ob 9/11 ein Inside Job gewesen war. Dies ähnelt der verächtlichen und teilnahmslosen Rhetorik anderer linksliberaler Meinungsmacher wie Noam Chomsky und Alexander Cockburn. Buddy Moore, ein unabhängiger Kandidat für den US-Senat in Colorado, fragte Zinn ob jener ihm beistehen werde mit öffentlich geäußerten Zweifeln über die offizielle 9/11-Geschichte und besonders über die Zerstörung der Zwillingstürme und Gebäude 7. Zinn sagte dass er skeptisch wäre im Bezug auf die offizielle Geschichte, sagte aber darauf:

    “Ich weiß nicht viel über die Situation und die Wahrheit ist, es kümmert mich nicht wirklich, das ist Vergangenheit…das ist eine Ablenkung von dem was wir wirklich zu tun haben.”

    Er meinte, das Debattieren über die Drahtzieher von 9/11 “lenkt ab vom Umgang mit der jetzigen Situation.”

    Während eines Events des Internet Forums im Jahr 2006 behauptete Chomsky, dass die 9/11-Wahrheitsbewegung “obskure und zweifelhafte Theorien” verbreite und Aktivisten davon ablenkt, Verbrechen zu verfolgen die “wesentlich ernster sind als die Sprengung des WTC”. Als jemand gegenüber Chomsky zahlreiche Ereignisse wie den Anschlag auf die USS Maine, den Vorfall am Golf von Tonkin und Pearl Harbor nannte und fragte, weshalb er so kategorisch jedwede Vorstellung ablehnt dass 9/11 ein Ereignis unter falscher Flagge gewesen war, wiederholte Chomsky ganz einfach seine anmaßende Haltung:

    “Das Konzept der ‘Operation unter falscher Flagge’ ist kein sehr ernstzunehmendes meiner Meinung nach. Keines der Beispiele die sie beschreiben, oder sonstirgendeines in der Geschichte, weist auch nur eine entfernte Ähnlichkeit auf zu der angeblichen 9/11-Verschwörung. Ich schlage vor dass sie jedes davon genau betrachten.”

    Chomsky lehnte die Möglichkeit einer Beteiligung der US-Regierung an 9/11 nur vier Monate nach den Anschlägen ab; ein Jahr bevor jene als Grund für die Irak-Invasion hergenommen wurden. Auf eine Frage über Vorwissen der US-Regierung sagte er zu dem Publikum einer FAIR-Veranstaltung in New York’s Town Hall am 22. January 2002:

    “Das ist eine Internet-Theorie und sie ist hoffnungslos implausibel. Hoffnungslos implausibel. So hoffnungslos implausibel dass ich keinerlei Grund sehe, darüber zu reden.”


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