Russland könnte von Diversionen gegen seine Objekte in der Arktis bedroht werden. Davor warnte Dmitri Rogosin, als er am Freitag in einer Konferenz sprach, die dem Problem der nationalen Sicherheit gewidmet war. Wie Andrej Smirnow bei Radio "Stimme Russlands" berichtet, müsste man sich, nach Auffassung des Vizepremiers, schon jetzt mit der Prophylaxe von Handlungen der Rivalen auf dem arktischen Festlandsockel beschäftigen, indem man diese Objekte mit den modernsten Monitoringsmitteln ausstattet.
Kanadas Marine demonstriert im Polarmeer. Foto: afp/Michel Comte
Unter der Eisschicht am Nordpol liegen gigantische Reichtümer. Danach gieren Russen, Dänen und Kanadier. Doch das ist nicht der einzige Konflikt in der Arktis. Auch die USA erheben Ansprüche.
Fünf arktische Sommer lang pflügte sich die „Louis S. St.Laurent“ im Zickzack-Kurs durch das Eismeer. Der rot-weiß gestreifte Eisbrecher der kanadischen Küstenwache hatte seismische Messtechnik, Tauchboote und Spezialkarten an Bord. Seine Mission: die Vermessung des polaren Meeresbodens. Das Ziel: Kanada bei den Vereinten Nationen einen möglichst großen Teil der Arktis völkerrechtlich zu sichern.
Die Erkundungen des Eisbrechers sind mittlerweile abgeschlossen und die kanadische Regierung übergab jetzt ihre Messergebnisse in New York der UN-Kommission zur Begrenzung der Festlandssockel. Deren Experten sind dafür zuständig, die umstrittenen Seegrenzen im Nordpolarmeer festzulegen.
Konflikte programmiert Mit den Dokumenten erhebt Kanada Anspruch auf Zehntausende Quadratkilometer Meeresboden und hält sich ausdrücklich auch die Option offen, den Nordpol zu reklamieren. Damit sind Konflikte mit Russland und Dänemark programmiert. Beide Länder wollen ebenfalls Anspruch auf den symbolträchtigen Pol erheben. Dänemark verwaltet das Arktis-Territorium Grönland.
„Die Anrainer der Arktis versuchen, ihre Seegrenzen mit Blick auf mögliche neue Rohstoffvorkommen vorsorglich so weit wie möglich auszudehnen“, erklärte Rob Huebert, der Arktis-Experte der Universität Calgary. Russland hatte 2007 zum Zeichen seines Anspruches sogar eine russische Flagge auf dem Meeresboden unter dem Nordpol hissen lassen.
Seit das polare Meereis wegen des Klimawandels immer schneller schmilzt ist um die Arktis ein internationaler Wettlauf ausgebrochen. Forscher glauben, dass der Arktische Ozean in 25 bis 40 Jahren komplett eisfrei sein könnte und die Seewege und Rohstoffe der Region rücken immer stärker ins Blickfeld.
Experten der United States Geological Survey schätzen, dass nördlich des Polarkreises etwa 30 Prozent der unentdeckten Erdgas- und 13 Prozent der unentdeckten Erdöl-Vorkommen der Welt liegen. Dazu kommen Mineralien wie Gold und Kupfer, Diamanten, seltene Erden und neue Fischgründe.
Die meisten bekannten Reichtümer der Arktis lagern an Land, nahe den Küsten und innerhalb der 200-Seemeilen-Zone, die von den Anrainerstaaten kontrolliert werden. In diesen völkerrechtlich unumstrittenen Gebieten finden schon seit Jahren Schürfungen, Probebohrungen und kommerzielle Förderungen statt.
Bei den neuen Ansprüchen geht es um die entlegeneren Gebiete jenseits der 200-Meilen-Zone. Über die Bodenschätze in diesen Regionen ist bislang nur wenig bekannt. Am Nordpol selbst gibt es nach bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen zwar kaum Rohstoffe, der Ort gilt jedoch als politisch symbolträchtig.
Die Anrainerstaaten versuchen ihre Gebietsansprüche mit Hilfe der Seerechtskonvention der Vereinten Nationen durchzusetzen. Danach können sie ihr Territorium auf einen bis zu 350 Seemeilen breiten Streifen vor ihren Küsten ausdehnen, wenn sie beweisen, dass sich ihre Landmasse unter der Wasseroberfläche entsprechend fortsetzt.
Die „Louis S. St.Laurent“ hatte den Auftrag, dafür geologische Indizien zu erbringen. Auch Aufklärungsflüge Kanadas dienten diesem Zweck. Arktis-Experte Huebert hält die Ansprüche Kanadas für gut begründet: „Wissenschaftlich betrachtet reicht Kanadas Landmasse weit über den Nordpol hinaus.“