Über Wesensglieder des Menschen im Zusammenhang mit dem Erdinneren
von Benjamin Schmidt
Wer sich im anthroposophischen Sinne mit dem Weg der Seele beschäftigt, welchen diese nach dem Todesaugenblick beschreitet, richtet seinen Blick hinaus in die Weiten des Kosmos, um Vorstellungen von diesem Wege zu bekommen. So bilden wir uns auch Vorstellungen von unseren Wesensgliedern, vom Lebens- und Seelenleibe, welche wir nach und nach ablegen. Wir wissen auch um vielerlei Erlebnisse, die verstorbene Seelen während dieser Sphärenwanderschaft haben. Doch sollte man ruhig auch einmal die Blickrichtung wechseln und zur Erde, genauer gesagt in die Erde schauen, um zu erkennen, dass Teile der abgelegten Leiber andere Wege als jene kosmischen nehmen. Unter diesem Gesichtspunkt soll diese kleine Betrachtung über die okkulten Erdschichten angelegt sein.
Rudolf Steiner gab als Erster geisteswissenschaftliche, d.h. dem begrifflichen Denken nachvollziehbare Schilderungen der innerirdischen Sphären, wie sie dem übersinnlich Wahrnehmenden erfahrbar werden können. Valentin Tomberg konnte an seine Darstellungen anschließen und hat diese Sphären unter verschiedenen Aspekten betrachtet, vor allem im Zusammenhang mit ihrem Einfluss auf den Menschen. In vergangenen Jahrhunderten wurde diese Thematik nur in okkulten Kreisen behandelt, wenig gelangte davon an die Öffentlichkeit. In Dante Alighieri´s "Göttlicher Komödie" finden sich beispielsweise, eingebettet in die Formen epischer Dichterkunst, Beschreibungen jener unterirdischen Schichten, vor allem im ersten Teile, dem Inferno bzw. dem Höllengang.
Es sollen diese Schichten nun kurz umrissen werden, das weitere Studium der entsprechenden Vorträge Steiners, aber auch der Texte Valentin Tombergs ist für ein solch spezielles Thema unentbehrlich. Im Okkultismus wird von neun innerirdischen Sphären oder Schichten gesprochen.
Unsere mineralische Erdkruste und obere Teile des Erdmantels stellen die oberste, die erste mineralische Schicht dar; stellenweise reicht sie über einhundert Kilometer in die Tiefe hinab. Sie wirkt gewissermaßen als äußerer Schutzmantel und kompensiert den Druck, welcher von tiefer liegenden Schichten ausgeübt wird, so auch der zweiten, der sogenannten flüssigen Schicht. Schaut man zur gegenwärtigen Geologie, dann würde man jenen Bereich wohl als Asthenosphäre anzusehen haben, welche der Plattentektonik zu Grunde liegt. Diese Schicht ist mit besonderen geistigen Kräften ausgestattet, welche die Tendenz haben, sich auszubreiten. Gelangen Vitalkräfte in eine Beziehung zu dieser Sphäre, erstirbt das Leben. Norbert Glas, welcher zum engeren Ärztekreis von Ita Wegmann gehörte, sah beispielsweise die wirkenden Kräfte antibiotischer Medikamente von hier ausgehen.1
Es sei auch kurz erwähnt, dass diese neun unterirdischen Schichten eine enge Beziehung zu den neun Wesensgliedern des Menschen aufweisen. Der physisch-mineralische Leib steht eben in Beziehung zur ersten Schicht, der Ätherleib zur zweiten, ...die Bewusstseinsseele zur sechsten, etc. Der Leser möge einmal im weiteren Verfolgen des Textes eine jede Schicht in Beziehung zu dem entsprechenden Wesensglied setzen. Dies erhellt manches für das Verständnis der Widersacherkräfte, was deren Wirken im Menschen anbelangt. So wabern in der zweiten Schicht Impulse ahrimanischer Prägung, die sich gegen den Ätherleib des Menschen richten können.
Erdendampf oder Luft-Erde wird die dritte unterirdische Ebene genannt. So wie in der zweiten Schicht Leben vernichtet wird, geschieht hier eine Pervertierung der Empfindung. Schmerz wird in Lust verwandelt, Devotion in Herrschsucht und ebenso umgekehrt. In den ersten Graden schwarzmagischer Schulung bedient man sich der Wirkungen dieser unterirdischen Sphäre, um beispielsweise am Schmerz anderer Wesen für sich selbst Freude zu entwickeln.
Ab der vierten Schicht würden, gemäß Steiners Forschungsergebnissen, keine mineralischen Substanzen mehr nachweisbar sein. Die gegenwärtige Naturwissenschaft kann auch nur begrenzt das Erdinnere erforschen. Widersprüchlichkeiten in den verschiedenen Veröffentlichungen über die Beschaffenheit der einzelnen - jetzt naturwissenschaftlich gefassten -Schichten ist den Vertretern der "Hohle-Erde-Theorie"2 Nährstoff, welche ohnehin in gewaltigen Hohlräumen der Erde eine entwickelte Zivilisation vermuten. Die Ströme flüssigen Gesteins, welche eruptiv in Form von Lava an die Oberfläche treten, stammen, substantiell betrachtet, aus den ersten drei unterirdischen Schichten. Geistig angeschaut entspringt der in ihnen wirkende nicht-stoffliche Kräftestrom jedoch der sechsten Schicht, der Feuererde. Ein Verdichtungsprozess zu physisch-mineralischem Dasein findet aber erst auf dem Weg zur Oberfläche statt. Dabei wirkt die vierte Schicht wie eine Art Transformator. Steiner nennt sie Wasser- oder Form-Erde. Dieser vierte Bereich ist selbst von astraler Gestalt, vermag aber Wesenhaftes physisch zu verdichten. Ähnlich der übersinnlichen astralen Welt würden wir dort in der Lage sein, Gegenstände in ihrer Spiegelung wahrzunehmen. Formen jeglicher Art würden umgestülpt erlebt, Zahlen gespiegelt, Farben als Komplementärfarbe erscheinen.
Eine jede Form offenbart ein hinter ihr verborgen wirkendes Leben.3 Dieses liefert die fünfte unterirdische Schicht. Schier unbändige Wachstumskräfte, ausufernde Lebensenergien sind diesem Bereich zu eigen. Beim Menschen stehen manische Erkrankungen, aber auch Drogenmissbrauch im Zusammenhang mit den Einflüssen aus diesem Erdenbereich. Norbert Glas formulierte auch Gedanken, in welchen er einen Zusammenhang zwischen dieser fünften Schicht und den wuchernden Krebserkrankungen aufzeigte. Steigen wir weiter hinab, gelangen wir zur Feuer-Erde, bestehend aus leidenschaftlicher Empfindung mit enormer Triebkraft. Sie ist ständig in Unruhe, Stillstand gibt es dort nicht. Vulkanische Aktivitäten nehmen hier ihren Ursprung und haben auch für den Untergang Lemuriens gesorgt - aufgewühlt durch Begierden und Leidenschaften dekadent gewordener Gruppierungen, welche schwarze Magie betrieben. Auch heute noch besteht eine, wenn auch sich nicht mehr so unmittelbar zeigende Beziehung zwischen dem Vulkanismus und menschlichen niederen Leidenschaften. Die in der gegenwärtigen Menschheit stark ausgeprägte materialistische Gesinnung wirkt überdies wie ein Motor, der dem mit Begierden gepaarten Egoismus Stoff liefert. Steiner dazu: "Es besteht nämlich diese Anziehung zwischen dem Materialismus und dem, was in der Feuer- und Fruchterde vorhanden ist, so dass unsere Erde ruhiger und harmonischer werden wird in demselben Maße, wie die Menschheit vom Materialismus frei wird."4
Die nun folgende siebente Schicht wird Erdenspiegel oder auch Erdenreflektor genannt. Der Name lässt bereits ahnen, dass es hier erneut um eine Umkehrung der Verhältnisse geht. Man muss weit auf dem Wege der okkulten Schulung geschritten sein, um diese Schicht durchschauen zu können. "Sie birgt in sich alle Naturkräfte, ins Geistige umgesetzt."5 Zum besseren Verständnis solle man sich gemäß Steiner beispielsweise magnetische Kräfte denken, welche nicht gleichgültig, sondern mit Sympathie erfüllt wirken würden. Da die Natur aber eben nicht von moralischer Gesetzlichkeit durchsetzt ist, kann dieser Mangel in seiner ganzen Bandbreite in der siebenten Schicht erlebt werden - und zwar als oppositionelle Kraft, als Unmoral. Doch bereits indem wir als Menschen Moral entwickeln, arbeiten wir an der Umbildung dieser unterirdischen Schicht.
In rosenkreuzerischen Zusammenhängen wird die achte unterirdische Sphäre als der Zersplitterer bezeichnet. Es sind nur noch Eingeweihte höherer Grade, mit intuitivem Bewusstsein ausgestattet, welche Kunde von diesen tiefen irdischen Bereichen geben können. Diese Sphäre trägt ihren Namen zu Recht, denn sie vermag belebte, durchseelte und geistige Formen unermesslich zu vervielfältigen. Harmonische Anziehung ist den Kräften dieser Schicht ein fremder Begriff. Dort muss ein jedes Ding auseinander getrieben werden. Als Menschen gewähren wir diesen Kräften Einlass, wenn Zwietracht zwischen uns und jemand Anderem herrscht oder wir von blinder Zerstörungswut gepackt werden. Steiner versetzt das Urbild des kainitischen Brudermordes in diese Sphäre.
In der neunten und letzten Schicht, welche unmittelbar den Erdkern6 umgibt, zuweilen auch als identisch mit diesem angesehen wird, findet sich die absolute Pervertierung dessen, was menschlicher Geist als gut, wahr und schön bezeichnen würde. Von diesem Wirkenszentrum aus wird schwarzmagische Gesinnung mit Kräften ausgestattet; Kräfte, welche danach streben, an die Oberfläche zu gelangen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch folgende Erinnerung der Gräfin Johanna von Keyserlingk, welche Rudolf Steiner einmal bezüglich des Erdinnern und des Erdkerns befragte, den sie gemäß indischer Anschauung als das heilige Land Shambhala ansah, dem Land des verborgenen Goldes. "Herr Doktor, wenn ich hier auf der Erde stehe& so liegt unter mir, tief im Innern der Erde, das goldene Land - und wenn ich nun Sündenfreiheit erlange und in der Tiefe stehen bleibe, so können mir doch die Dämonen nichts mehr anhaben, und ich kann durch sie hindurchgehen - nach dem goldenen Lande hin?" Rudolf Steiner: "Wenn man mit dem Christus durch sie hindurchgeht, so können einem die Dämonen nichts anhaben - aber sonst können sie einen schon vernichten!" Er fügte bedeutsam hinzu: "Sie können uns aber zu Helfern werden - ja, das ist so. - Der Weg ist richtig, aber er ist sehr schwer!"7.
So blicken wir als Menschen auf zu den Hierarchien und Planetensphären, stets bemüht, unser Bewusstsein zu erweitern, um etwas von Wesen und deren Kräftewirken zu erfahren, welche unser Dasein und unsere Umwelt konstituieren. Das Golgathaopfer des Christus gibt den Menschen erst die Kraft, diesen Erfahrungsweg mit unserem Ich zu gehen. Hieran knüpft sich des Christus gegenwärtige "Höllenfahrt", verbunden mit dem Ziel, die Widersacher-Kräfte so offen zu legen, dass sie dem Menschen für eine schrittweise Verwandlung erreichbar werden. Dadurch wird für ihn zugleich erfahrbar, dass die nötigen Verwandlungskräfte der Christuskraft selbst entstammen. Dies erfordert allerdings, aus eigenem Antrieb eine Erkenntnis Seines wirkenden Wesens in der Ätherwelt zu erringen. Ebenso wird es durch diese Christuskraft erst möglich, den Weg zu beschreiten, welcher im rosenkreuzerischen Sinne zu einer vollständigen Verwandlung und Erlösung unserer Erde und der damit verbundenen Reiche führt; eine Aufgabe, die gegenwärtig Gegenstand des hygienischen Okkultismus ist8 - die Aufgabe unserer mitteleuropäischen Kulturepoche. Denn nur dadurch, in Verbindung mit dem künftigen "positiven" Wirken des eugenetischen und mechanischen Okkultismus wird die Entwicklung unseres Erdenplaneten letztlich weitergeführt werden können, dessen Glieder wir sind. Wir sind dazu berufen, der Erde etwas einzuverleiben, was sie von sich aus nicht besitzt, das ist: den moralischen Impuls der Liebe.
Sie schickt aus ihrer Tiefe ständig Impulse herauf, die wir mit den Liebeskräften unseres Ich-Wesens menschlich absorbieren und verwandeln müssen. Als kleiner Einschub sei ein Teil einer Notizbucheintragung Steiners angeführt: "Die Meister sind nicht ein Schutzwall gegen das Böse, sondern die Führer zur Absorption des Bösen. Wir sollen nicht das Böse aussondern, sondern gerade es aufnehmen und in der Sphäre des Guten verwenden. Die Wut des Löwen ist nur so lange böse, solange sie am Löwen egoistisch verwendet wird; könnte sich ein Herrscher diese Wut des Löwen aneignen und damit Wohlfahrtseinrichtungen machen, so wäre sie gut."9 Aus dieser Sicht betrachtet ist es "contraproduktiv", die Kräfte des Erdinneren zu verteufeln und ihnen einen Wert für die Entwicklung abzusprechen. In Wahrheit fördern sie uns, wie jedes Hemmnis solches vermag. Die neun Sphären des Erdinneren stellen eben in gewisser Hinsicht ein Gegenbild zu den kosmisch hierarchischen dar. So ist der Mensch in das Spannungsfeld Kosmos - Erdinneres eingebettet; im Laufe unserer Evolution arbeiten wir uns bewusstseinsmäßig in beide Richtungen vor.
Doch wenden wir nun den Blick zurück zu den abgelegten Leibern. Mit dem schwindenden Lebenspanorama, welches uns in der ersten nachtodlichen Phase umgibt, lassen wir unseren Ätherleib zurück bzw. er entfernt sich von uns. In den folgenden Jahren - wenn wir mit irdischen Zeitvorstellungen rechnen wollen - lassen wir Teile unseres Astralleibes zurück. Wir können uns den Begriff des abgelegten Seelenbündels bilden, worunter die nicht zum Geistselbst umgestaltete Astralität eines Menschen verstanden wird, welche keinen Eingang in die Sonnensphäre finden darf. Sie wird beim Niederstieg zur neuen Inkarnation erneut zusammengezogen, um dann während eines folgenden Lebens weiter bearbeitet werden zu können.
Doch darf man sich nicht einfach bloß vorstellen, dass diese astralische Substanz wie ein Paket im Postarchiv ruht, um wieder abgeholt zu werden. Das mag für physisches Material zutreffen, aber nicht für Astralität, welcher die Gesetzmäßigkeit von Sympathie und Antipathie innewohnt. Dieses unverwandelte Seelenknäuel entwickelt eine außergewöhnliche Affinität zu den oben im Text erwähnten unterirdischen Schichten. Es vollzieht, während unsere Individualität sich zu den Sternen weitet, einen spiegelbildlichen Gang in die Erdentiefe hinein und wird in seiner Absichtsbildung genährt durch die Quellkräfte eben jener Schichten. Als Menschen greifen wir, wenn wir zu einer neuen Inkarnation die Sonnensphäre in Richtung Erde verlassen, diese nun ihrerseits stärker gewordene Astralsubstanz wieder auf und bilden damit einen Teil unserer neuen Hüllen.
Jeder kennt im Leben Situationen, in denen er die Empfindung hat, von irgendetwas in sich Selbst behindert zu werden. Es kommt vor, dass die eigene Empfindungswelt Amok läuft und man ihrer nicht Herr wird, wie etwa bei Affekthandlungen. In solchen Momenten kann man etwas von den untersinnlichen Kräften erfahren, denn diese haben an der Fermentation unserer unbeherrschten Gefühlswelt, unseres Seelenbündels mitgearbeitet. Zudem kann man anmerken: Astralität kennt keinen Stillstand. Und wird sie nicht von unserem Ich während des Lebens integriert, dann wird sie eben anderweitig verwendet - und im Hinblick auf diese "Schichtenwanderung" ist das, zumindest von unserer Perspektive her gesehen, gleichzusetzen mit Rückschritt.
Gegenwärtig arbeitet der Mensch primär an der Verwandlung der oberflächennahen Sphären. Es handelt sich dabei um Schichten, welche die Erde auch erst nach und nach hinzugewonnen hat. Alle Schichten haben sich sowohl von ihrem Durchmesser als auch ihrer Dichte bzw. Beschaffenheit über die Epochen hinweg verändert. Zur lemurischen Zeit war z.B. die Feuer-Erdenschicht in stärkerem Maße tätig als jetzt und besaß auch eine größere Ausdehnung. Die Erdoberfläche hatte bei weitem noch nicht die heutige Dichte. Materielles wurde dazumal erst gebildet. Dies geschah unter Mithilfe der Form-Erde, der gegenwärtig vierten unterirdischen Schicht, nachdem sich die Mondentrennung vollzogen hatte. >"Streichen wir diese drei [obersten] Schichten in Gedanken, so finden wir die Erde wieder in dem Zustand, in dem sie war, bevor der Mond sich von ihr trennte."10 Würde man noch weitere drei Schichten abtragen, so würde das alte Sonnen-Erden-Mondensein bzw. die hyperboräische Zeit im Raume adäquat sichtbar werden.
Der Mensch arbeitet gegenwärtig an der Verwandlung seines durch Luzifer infiltrierten Astralleibes, welcher in der Mondenverkörperung primär von den Geistern der Bewegung angelegt wurde. Daher die Beziehung zu den obersten Erdschichten. Ebenso, wenn auch wesentlich mühseliger, ist uns die Erringung von Buddhi-Kräften durch die Verwandlung unseres Lebensleibes, unserer Gewohnheiten sowie die freie Handhabung der vier Temperamente. Tiefere Erdschichten werden einmal vom Menschen mit Hilfe dieser Buddhi-Kräfte geprägt werden müssen; gegenwärtig hat Ahriman noch ein Standbein in der sechsten unterirdischen Schicht, der Feuererde - er wird eines Tages entblößt werden. Dann erst lassen sich auch die asurischen Wesen voll in den Blick nehmen. Sie wollen uns die Grundlage für unser Ich entziehen. Wir kommen ihnen, wie allen anderen Widersachen auch, letztlich nur bei, wenn wir mit Christus den Weg in die Erde gehen.
An dieser Stelle soll hervorgehoben werden werden, dass man sich das Widersacherwirken nicht brav verteilt auf die einzelnen Schichten zu denken hat. Diese, sowie deren Kräfte greifen tatsächlich ineinander. Am ehesten kann man für den Verstand eine Gliederung vornehmen, wenn man sich Valentin Tombergs Darstellung der göttlichen Hierarchien im Hinblick auf ihre Vertreterschaft der Trinität ansieht.11 So gehören beispielsweise die Seraphim, Cherubim und Throne zur Hierarchie des Vaters12; innerhalb dieser sind jedoch die Seraphim wiederum Vertreter des Sohnes, die Cherubim Vertreter des Heiligen Geistes sowie die Throne das väterliche Prinzip offenbarend vertreten. "Nun ist der physische Leib das Gebiet der Wirkung des Vaters, wie es der ätherische Leib für den Sohn ist, während im astralischen Leib der Heilige Geist sich offenbart. Der astralische Leib ist somit der Schauplatz des Kampfes des Heiligen Geistes gegen Luzifer, im ätherischen Leib aber geschieht der Kampf des Sohnes mit Ahriman."13 So führt Tomberg weiterhin aus, dass, wenn gewisse Bedingungen in der Zukunft geschaffen werden, der physische Leib des Menschen als Gebiet der Vaterwirkung Angriffspunkt für Asura werden wird. So findet in jedem der drei Hierarchienchöre eine Vertretung bzw. Offenbarung des trinitarischen Prinzips statt und nach diesem kann man eine differenzierte Gliederung vornehmen.14 Um noch ein Beispiel zu geben: die Exusiai, welchen das Sohnesprinzip innewohnt, werden in ihrem Wirkenskreis, sofern dieser sich auf den menschlichen Leib bezieht, insbesondere asurischen Gegenkräften ausgesetzt sein - derer wir nun Herr werden müssen.
Wenn wir uns wieder den abgelegten Leibern zuwenden, ist es weiterhin interessant zu hinterfragen, was mit dem physischen Leib nach dem Tode geschieht? Die mineralischen Bestandteile unseres Leibes gehen in der gleichnamigen Schicht auf. Rudolf Steiner schilderte auch hier wiederholt, wie bedeutsam unser mineralischer Leichnam für die Erde ist, da über ihn die Erde eine Befruchtung durch übersinnliche Kräfte erfährt (welche sich in unserem Leib ein Leben lang angesammelt haben). Ohne sie würde der Evolutionsprozess gar nicht weiter fortgeführt werden können. "Ohne menschliche Leichname wäre die Erde daher längst tot."15
Während unseres Lebens war dieser mineralische Leib Träger unseres geistigen und beseelten Lebens, entbunden wird er nun von dieser Aufgabe. Doch was geschieht eigentlich mit dem Phantomleib des Menschen, dem wahren physischen oder unsichtbaren Form-Leib, in den sich nach dem Sündenfall durch luziferischen Einfluss erst Materie eingelagert hat? Auch hier gibt Rudolf Steiner ergreifende Schilderungen: "Wenn Sie also in der Akasha-Chronik den Moment festhalten, in dem ein Mensch auf der Erde eben gestorben ist, und dann den Verbleib seiner einzelnen Wesensglieder verfolgen, werden Sie sehen, wie der physische Leichnam zugrunde geht, wie aber die physische Form als bleibend im Erdenspiegel, in der siebenten Schicht, zu finden ist. [...] Wenn Sie nun eine solche aufbewahrte Menschenform verfolgen, so sehen Sie, dass sie eine Zeitlang in dieser siebenten Schicht verbleibt. Dann wird sie in der achten Schicht, dem Zersplitterer oder Zahlenerzeuger, in der Tat zersplittert."16 Weiterhin wird anhand eines konkreten Beispieles einer historischen Persönlichkeit beschrieben, wie diese zersplitterte Form in folgenden Zeiten weiteren Menschen bei deren Leibesaufbau einorganisiert wird - zumindest jenen, welche auch hier wieder eine innere Affinität zu dieser Form aufweisen. Der Phantomleib eines Materialisten ist natürlich anders tingiert als derjenige spiritueller Menschen. In eindringlicher Weise bekommt man durch dieses Beispiel vor Augen geführt, wie sehr wir Teil eines umfassenden Menschheitsorganismus sind und welche Verantwortung wir tragen; eine Erkenntnis, die oftmals sehr vernachlässigt wird und unter vielen Aspekten immer neu betrachtet werden muss. Das kann uns die Tragweite der Folgen eines Erdenlebens nicht nur für uns, sondern für die Menschheit noch einmal von anderer Warte her deutlich werden lassen.
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1 Glas N. Erinnerungen an Rudolf Steiner und unveröffentlichte Betrachtungen aus dem Nachlass. Perseus Verlag, Basel 2001
2 Informationen und Literaturtips unter http://www.hohle-erde.de
3 Selbst hinter mineralischem Gestein wirken Lebenskräfte- jedoch von außen bzw. auf höheren Planen, und nicht von innen organisierend, wie bei der Pflanze.
4 Steiner R. Vor dem Tore der Theosophie. Vortrag vom 4. September 1906
5 Steiner R. Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft. Vortrag vom 16. April 1906
6 In diesem Text werden keine näheren Betrachtungen zum Erdkern ausgeführt, das würde der Rahmen nicht erlauben. Solche Betrachtungen könnten beispielsweise innerhalb eines Aufsatzes über Gaia, die Erdenmutter, angestellt werden.
7 Graf von Keyserlingk A. Koberwitz 1924. Geburtsstunde einer neuen Landwirtschaft. 2. Auflage. Stuttgart, 1985
8 Valentin Tomberg gibt in seinen "Anthroposophischen Betrachtungen über das Alte Testament" im ersten Kapitel eine eindringliche Beschreibung der drei Okkultismen. Sie seien an dieser Stelle als Lektüre empfohlen.
9 Steiner R. Zur Geschichte und aus den Inhalten der Esoterischen Schule 1904-1914. Dornach, 1996
10 Steiner R. Kosmogonie. Vortrag vom 12. Juni 1906
11 Tomberg V. Anthroposophische Betrachtungen über das Alte Testament. Achamoth Verlag, 1989
12 Es gehören Kyriotetes, Dynameis und Exusiai zur Hierarchie des Sohnes und Archai, Archangeloi und Angeloi zur Hierarchie des Heiligen Geistes
13 Tomberg V. Anthroposophische Betrachtungen über das Alte Testament. Achamoth Verlag, 1989
14 Eine grobe Gliederung würde die Dominanz luziferischer Aktivität in den ersten drei unterirdischen, ahrimanischer Aktivität in den zweiten drei sowie diejenige der Asuras in den letzten, den drei tiefsten Schichten sehen.
15 Steiner R. Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik. Dornach, 1992
16 siehe Fußnote 5